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Karstlandschaft Südharz Reservatsverwaltung ohne Reservat

Der Landesrechnungshof hat in seinem am Montag in Magdeburg
vorgestellten Jahresbericht kritisiert, dass sich das Land im Südharz
eine eigene Verwaltung für das Biosphärenreservat leistet - ohne ein Reservat
zu haben.

Von Michael Bock 29.04.2014, 03:23

Magdeburg l Der Landtag hat bereits 1992 beschlossen, die Karstlandschaft im Südharz als Biosphärenreservat zu entwickeln. Allerdings: Das Land hat bei der Unesco immer noch keinen Antrag auf Anerkennung gestellt.

Obwohl diese Anerkennung noch nicht sicher ist, leistet sich das Land seit mittlerweile zwölf Jahren eine vollständige Reservatsverwaltung in Roßla. Laut Rechnungshof arbeiten dort 30 Landesbedienstete. Bis heute seien hierfür Ausgaben von rund sieben Millionen Euro angefallen, errechneten die obersten Kassenprüfer.

Rechnungshofpräsident Ralf Seibicke sagte, dass dies gar nicht nötig gewesen sei. Grund: Die Unesco fordere innerhalb von drei Jahren nach der Anerkennung eines Biosphärenreservates, dass das jeweilige Land eine leistungsfähige Verwaltung für das Reservat aufbaue. Und erst dann müsse auch ein sogenanntes Rahmenkonzept erstellt werden. Aber: Im Südharz liegt ein solches schon jetzt vor. Kosten: 84.000 Euro.

Gemeinde Südharz blockiert Anerkennung

Sollte die Unesco also das Gebiet nicht als Biosphärenreservat anerkennen, "wären die vorfristig getätigten Ausgaben weitgehend ohne künftigen Nutzen", sagte Seibicke.

Gescheitert ist die Anerkennung bislang am Widerstand der Gemeinde Südharz. Diese befürchtet Einschnitte für die Wirtschaft vor Ort.

Der Rechnungshof fordert jetzt, im Fall einer erfolglosen Unesco-Antragstellung die Biosphärenreservats-Verwaltung "unverzüglich" aufzulösen und das freiwerdende Personal für andere wichtige Aufgaben, etwa "Natura 2000", einzusetzen.

Weniger Personal, ausgewählte Aufgaben

Das Umweltministerium wies die Vorwürfe des Rechnungshofes am Montag zurück. "Es ist völlig normal, dass eine Verwaltung auch schon vor der Anerkennung arbeitet", sagte ein Sprecher. Schließlich müssten umfangreiche Vorarbeiten geleistet werden: "Das beginnt bei der Information in der Region und endet bei der Unterstützung der lokalen und regionalen Akteure." Beispielhaft wurden der Ausbau des Karstwanderweges zum Qualitätswanderweg, der Aufbau eines Dorfladens oder die Unterhaltung von Streuobstwiesen genannt.

In einer Stellungnahme zum Rechnungshofbericht erklärte das Ministerium, dass bis zu den Entscheidungen bei der Kommunalwahl am 25. Mai "die Arbeit der Biosphärenreservatsverwaltung mit weniger Personal und auf ausgewählte Grundaufgaben reduziert fortgesetzt wird". Bedienstete sollten "so weit wie möglich" in andere Bereiche abgeordnet werden.