1. Startseite
  2. >
  3. Sachsen-Anhalt
  4. >
  5. Schierke-Arena rund 335000 Euro teurer

Sondersitzung für Stadtrat Wernigerode Schierke-Arena rund 335000 Euro teurer

Die Schierke-Arena spaltet den Wernigeröder Stadtrat. Im neuesten Entwurf des Eisstadions (Stand 25. April) ist eine Kostensteigerung von 335000 Euro enthalten. Die Harzer Volksstimme hat Befürworter und Kritiker des Projektes gefragt, wie sie in einer Sondersitzung am 20.Mai abstimmen wollen.

Von Julia Bruns 03.05.2014, 03:26

Wernigerode l Das neue Eisstadion in Schierke wird rund 335000 Euro teurer, die reinen Baukosten steigern sich von 5,99 Millionen Euro auf 6,33 Millionen Euro. Weitere 300000 Euro sind bereits Anfang April in einem Wirtschaftlichkeitsgutachten als Risiko einkalkuliert worden. Somit belaufen sich die geschätzten Projektkosten auf insgesamt 6,63 Millionen Euro.

Die Ursache für die Teuerung: Der Baugrund sei "nicht ideal" und "kontaminiert". Darüber wurde der Finanzausschuss laut Volksstimme-Informationen während des nichtöffentlichen Sitzungsteils am 24. April in Kenntnis gesetzt. Mit welchen Stoffen der Boden belastet ist, sei nicht bekannt gegeben worden. Baubeginn ist für Februar/März 2015 anvisiert.

Die Mehrkosten wollte Baudezernent Burkhard Rudo gegenüber der Volksstimme nicht kommentieren. "Wir werden das Projekt inhaltlich zunächst mit den Stadträten beraten", so der Baudezernent. In der Sondersitzung des Schierke-Ausschusses am Montag, 12. Mai, ab 18 Uhr werde er genauer über die Kosten informieren. Nicht enthalten sind in den 6,63 Millionen Euro die Erschließung (110000 Euro), eine Steinbrücke, die über die Bode zur Schierke-Arena führt (400000 Euro) und die Ausstattung des Eisstadions (160000Euro). Die Zahlen gehen aus der Entwurfsplanung hervor, die am Mittwoch auf der Webseite der Stadtverwaltung veröffentlicht wurde.

Der denkmalgeschützte Schiedsrichterturm soll dem Papier zufolge "lediglich gesichert" werden, "die Fenster werden denkmalgerecht erneuert. Der Turm steht für Nutzungen vorerst nicht zur Verfügung."

Der Stadtrat soll in einer Sondersitzung am Dienstag, 20.Mai, entscheiden, ob das Eisstadion-Projekt realisiert wird. Fünf Tage später wird bei der Kommunalwahl ein neues Stadtparlament gewählt.

"Das Eisstadion war von Beginn an ein zentraler Baustein des Ortsentwicklungskonzeptes. Der jetzige Stadtrat hatte den Mut, diese Ortsentwicklung zu beschließen", sagte Oberbürgermeister Peter Gaffert (parteilos) am Mittwoch in der Sitzung des Hauptausschusses. Den Beschluss soll ganz bewusst noch der amtierende Stadtrat fällen. "Wir haben das Planungsbüro gedrängt, den Entwurf rechtzeitig vorzulegen." Wird die Entscheidung vertagt, würde die Vorlage frühestens im September zur Abstimmung kommen. Gaffert: "Dann ist das Jahr fast rum." Er befürchte, dass die Baupreise bis dahin steigen könnten.

"Wie werden Sie am 20. Mai entscheiden?", wollte die Volksstimme von den einzelnen Fraktionen im Stadtrat wissen. Die SPD/Grüne-Fraktion "steht fast geschlossen" hinter dem Entwurf, macht Rainer Schulze deutlich. Bis auf Sabine Wetzel (Bündnis 90/Grüne) würden alle Mitglieder dafür stimmen.

Das Wirtschaftlichkeitsgutachten habe gezeigt, dass das Risiko überschaubar ist. Schulze: "Es ist keine Investition, die die Stadt ruinieren wird." Dass die Kosten um 335000 Euro gestiegen sind, ändere nichts an dem klaren Ja der 13 SPD-Politiker. Schulze: "Bei einem Gesamtvolumen von 6Millionen Euro fällt die Kostensteigerung nicht ins Gewicht."

Eine Vertagung stehe nicht zur Debatte. "Das, was wir heute wissen, wird sich nicht durch ein Hinausschieben verbessern lassen. Wir sind schlauer als ein neuer Stadtrat."

Das sieht Sabine Wetzel anders. "Es ist eine Entscheidung, mit der wir uns die nächsten fünf Jahren beschäftigen werden, deshalb sollte sich der neue Stadtrat damit befassen." Sie wolle sich bei der Abstimmung enthalten. "Es kann nicht sein, dass die Stadtverwaltung uns ständig neue Kostensteigerungen auf den Tisch knallt und wir am Ende bei 8 Millionen landen", sagt die Grünen-Abgeordnete. "Aber ich bin der Meinung, dass Schierke einen Veranstaltungsort braucht, und ich habe bei der Grundsatzentscheidung für die Ortsentwicklung mit Ja gestimmt."

"Arge Bedenken" habe die Haus Grund/FDP-Fraktion. "Wir unterstützen das Vorhaben definitiv nicht, denn wir haben arge Bedenken, ob wir das Wernigerode aufbürden wollen", sagt Frank Diesener. "Uns wurde eine Schönrechnung vorgelegt."

Diesener schätzt, dass sich die Kosten noch einmal um 600000 bis 1,8Millionen Euro steigern könnten. "Auch der jährliche städtische Zuschuss von geschätzten 270000Euro wird nie und nimmer reichen." Parkhaus, Eisstadion und Skihang könnten nicht einzig aus dem städtischen Haushalt finanziert werden - die Stadt sei kein Ersatz für private Investoren.

Die Linke-Fraktion lehne die Vorlage ab, sagt Thomas Schatz. "Wir sind generell für ein Eisstadion, aber gegen diesen Entwurf", so das Mitglied des Schierke-Ausschusses. "Ich bin für eine namentliche Abstimmung am 20. Mai. Dann weiß der Bürger Bescheid." Schatz: "Und was die Mehrkosten angeht, bin ich mir sicher, dass es nicht das Ende der Fahnenstange ist."

In der CDU gebe es viele Zweifler, erklärte der Fraktionsvorsitzende Karl-Heinz Mänz im Hauptausschuss. "Wir werden uns am nächsten Dienstag damit befassen." Schierkes Ortsbürgermeisterin Christiane Hopstock gehört definitiv nicht zu den Zweiflern, wie sie sagt: "Natürlich bin ich für das Eisstadion. Es ist wichtig für Schierke und wird sich rentieren." Sie verstehe nicht, dass diejenigen, die für die Ortsentwicklung gestimmt haben, nun gegen das Eisstadion sind. Eine Vertagung halte sie für unangebracht.

Im Haushalt 2014 wurden 750000 Euro für das Eisstadion eingestellt. Im vergangenen Jahr sind 350000Euro für die Planung ausgegeben worden. Der geförderte Anteil liegt im günstigsten Fall bei 67 Prozent (4,2 Millionen Euro). In ihrem Wirtschaftlichkeitsgutachten hatte das Berliner Büro Nymoen geschätzt, dass die Stadt Wernigerode jährlich etwa 270000 Euro zuschießen muss.

Das Kompetenzzentrum Stadtumbau hatte gemeinsam mit der Stadtverwaltung Anfang 2013 einen Wettbewerb für die Projektierung des Eisstadions ausgeschrieben. Ursprünglich wurde ein Preisrahmen von drei Millionen Euro gesetzt. Mit einer Dachkons-truktion sei dieser Rahmen laut der Architekturbüros nicht einzuhalten. Die Obergrenze wurde daraufhin auf 6Millionen Euro festgesetzt.