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Entführter Deutscher Der rätselhafte Herr Schmidt

Er soll aus Haldensleben kommen, 60 oder 70 Jahre alt sein und Rüdiger
Schmidt heißen. Nach Volksstimme-Recherchen scheint nichts davon zu
stimmen. Nach dem glücklichen Ende des Geiseldramas bleiben viele Fragen
offen.

15.05.2014, 01:18

Magdeburg (vs) l Am 31. Januar wurde ein Deutscher im Jemen entführt. Am 12. Mai wurde er von den Kidnappern freigelassen. Zuvor hatte die jemenitische Regierung zwei Angehörige der Entführer vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen, wie es von den Geiselnehmern gefordert worden war.

Das berichtete das jemenitische Nachrichtenportal Barakish.net am Mittwoch unter Berufung auf den Gouverneur der Provinz al-Dschawf, Mohammed Abud, der in der Geiselkrise als Vermittler aktiv war. Die Überschrift bei Barakish.net lautet: "Gouverneur von al-Dschawf enthüllt: 9 Millionen Dollar und Entlassung von zwei Gefangenen für die Freilassung des Deutschen". Zwischenzeitlich hatten die Enführer gedroht, den Deutschen für 12 Millionen Dollar an die Al-Qaida zu verkaufen.

Das Auswärtige Amt wollte sich auf Volksstimme-Anfrage zu Einzelheiten der Freilassung nicht äußern. Auch nicht, wann er wieder in Deutschland eintrifft. Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hatte zuvor besonders dem Präsidenten des arabischen Landes, Abed Rabbo Mansur Hadi, gedankt, der sich persönlich für die Freilassung der deutschen Geisel eingesetzt haben soll.

Regressforderungen bleiben unklar

In den arabischen Medien wird der Deutsche als Rüdiger Schmidt bezeichnet. Er sei etwa 70 Jahre alt, in Haldensleben zu Hause und habe in der jemenitischen Hauptstadt Sanaa einen Arabisch-Kurs belegt, hatte Anfang Februar die Magdeburger Staatskanzlei erklärt.

Inzwischen wird sein Alter mit 60 Jahren angegeben. Einen Rüdiger Schmidt in diesem Altersbereich gibt es nach Volksstimme-Recherchen aber weder in Haldensleben noch in Magdeburg. Eine Erklärung dazu verweigerte das Auswärtige Amt mit Hinweis auf die Wahrung der Privatsphäre. Auch die Anfrage, ob der Entführte mit Regress-Forderungen rechnen muss, weil er entgegen der Warnung des Auswärtigen Amtes in den Jemen gereist war, verwies eine Ministeriumssprecherin in den Bereich der Vertraulichkeit.

Chef des Nachrichtendienstes im Jemen

Möglicherweise gibt es gute Gründe, die Identität des "Rüdiger Schmidt" vertraulich zu behandeln. Ein Indiz könnte der Besuch des Vizepräsidenten des Bundesnachrichtendienstes (BND), Generalmajor Norbert Stier, im März beim jemenitischen Präsidenten Hadi sein. Wie die Nachrichtenagentur Saba damals berichtete, sei es bei dem Treffen auch um die Befreiung des entführten Deutschen gegangen.

Das Auswärtige Amt warnt wegen des Entführungsrisikos und der Terrorgefahr seit längerer Zeit vor Reisen in den Jemen.