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Prozessbeginn Sparkasse will von Ex-Chef 348.000 Euro

Überschreiten der Befugnisse, Vernachlässigung der Kontrollpflichten, zu
viele Dienstwagen - die Kreissparkasse Stendal fordert von ihrem
früheren Vorstandsvorsitzenden Dieter Burmeister 348.000 Euro
Schadenersatz.

21.05.2014, 01:22

Stendal l Um 11.18 Uhr stellte am Dienstagvormittag Richterin Elisabeth Nortmann nüchtern fest: "Die Güteverhandlung ist zunächst einmal gescheitert." Zuvor gab es im Saal 122 des Stendaler Landgerichtes in 45 Minuten seltene Einblicke in das jahrelange Geschäftsgebaren eines Vorstandsvorsitzenden.

Die Anwälte des Geldinstituts warteten mit bizarren Details auf: Im angeblich "für Top-Kunden" eingerichteten Weinkeller schwebt an der Decke fliegende Pferde, das laut Rechnung kaputte Auspuffrohr des Dienst-Mercedes entpuppte sich als Tuning-Chip und eine Dampfsauna gehört auch kaum zu einem sparkassenüblichen Inventar.

Versicherung zahlt nicht bei Vorsatz

Diese und andere Verfehlungen bei Bauvergaben und Dienstwagen hatten im vorigen Jahr zur fristlosen Entlassung des mehr als 20 Jahre amtierenden Sparkassen-Chefs und zu einer Strafanzeige durch den Verwaltungsrat geführt. Dessen Anwälte beziffern den dabei allein durch Bur- meister verursachten Schaden auf fast 348.000 Euro.

Vor der dritten Zivilkammer des Stendaler Landgerichts beginnt jetzt die erste juristische Aufarbeitung der Vorwürfe gegen den ehemaligen Top-Banker. Sein Anwalt Gerald Zimmer bot am Dienstag als Vergleich an, dass ein Schaden über Burmeisters Manager-Haftpflichtversicherung reguliert werden könnte. Dem widersprach der vom Verwaltungsrat beauftragte Anwalt Bernhard Steinkühler. Bei einigen der Vorwürfe erkenne er nicht nur Fahrlässigkeiten, sondern auch Vorsatz - "und dafür kommt die Versicherung nicht auf".

Wollte Burmeister nur Fußball gucken?

Das Gericht wird ab Herbst in eine umfangreiche Beweisaufnahme einsteigen. Richterin Nortmann will mit den Dienstwagen beginnen. Burmeister ließ im Schnitt alle sieben Monate eine neue Luxuslimousine anschaffen. Zudem soll er mehrere Nobelkarossen gleichzeitig genutzt haben.

Pikante Details kamen am Dienstag beim Weinkeller zutage. Anwalt Steinkühler verwies darauf, dass der Raum kaum für "Top-Kunden" gedacht gewesen sei, da er nur über einen "grauen Keller" zu erreichen ist. In dem mit Großleinwand und Beamer ausgestatteten Raum habe Burmeister vielmehr "mit Freunden Fußball gucken wollen". Die 80.000 Euro teure Ausstattung sei aber als Bürobedarf für die Geschäftsstellen deklariert worden.