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Sachsen-Anhalter auf Friedensmissionen Wenn es nicht mehr nach Heimat riecht

Hunderte Soldaten, Polizisten, Techniker und Sanitäter aus Sachsen-Anhalt befinden sich zurzeit im Ausland. Dort leisten sie Aufbauhilfe und kümmern sich darum, dass die Bevölkerung in ihren Staaten friedlich leben kann.

24.05.2014, 01:25

Magdeburg l Als Annina Fuchs am Weihnachtsabend am Esstisch ihrer Eltern saß, kamen ihr die Tränen. Ihre Mutter hatte liebevoll das Festessen angerichtet. Die Kerzen am Tannenbaum erhellten den Raum. Es roch nach Weihnachten, nach Heimat. Sie fühlte sich geborgen und sicher. Ein Gefühl, das die 33-Jährige in den neun Monaten zuvor nur selten überkam.

Annina Fuchs war als Polizistin im Auslandseinsatz, auf Friedensmission. In Liberia, im Südwesten Westafrikas an der Atlantikküste, hat sie versucht zu helfen. Sie sollte Polizisten ausbilden, so wie sie es auch in ihrer Heimat in Sachsen-Anhalt tut. Doch dann kam alles anders.

"Vorher ist nie genau klar, wie die Verhältnisse vor Ort sind", erklärt Fuchs. Die deutsche Polizistin, die auf der Mission der Vereinten Nationen in Liberia eigentlich den Polizei-Nachwuchs ausbilden sollte, sorgte schließlich für neue Polizeistationen. "Wir sind durch das ganze Land gereist und haben den Bau neuer Polizeigebäude überwacht", sagt die Sachsen-Anhalterin.

Während ihrer Reise lernte sie Land und Leute kennen - und ihre Heimat schätzen. "Es war gut zu wissen, wieder zurück zu können", sagt sie. Denn Liberia gilt heute als eines der ärmsten Länder der Erde. "Besonders schlimm war das Elend der Kinder", so die Polizistin. So wie die Polizeiausbilderin aus Aschersleben sind gerade sieben Beamte aus Sachsen-Anhalt auf Friedenseinsatz für die UN, die Nato, die Europäische Union oder die OSZE. Hinzu kommen 138 Soldaten der Bundeswehr, drei Angehörige des Technischen Hilfswerks und diverse zivile Kräfte.

Das Entsenden von Friedensmissionen in Konfliktgebiete wird von den Organisationen als zentrales Mittel für Friedenssicherung angesehen. Soldaten, Polizei- und Zivilkräfte aus verschiedenen Ländern werden geschickt, um Eskalationen zu verhindern und Frieden zu sichern.

"Deutschland stellt dabei keine Infanterietruppen, sondern qualifizierte Fachkräfte und technische Mittel", erklärt Ralf Horlemann, Referatsleiter Krisenprävention aus dem Auswärtigen Amt.

"Besonders schlimm war das Elend der Kinder." - Annina Fuchs, Polizistin

Die Einsätze der internationalen Truppen dauern mehrere Monate, manchmal auch Jahre. Die Nato-Mission in Afghanistan gibt es seit mittlerweile 12 Jahren. Frieden herrscht dort nicht. Immer wieder kommt es zu Anschlägen auf die stationierten Truppen. In Afghanistan ist Halbzeit. Eine Studie der Weltbank stellt dar, dass es durchschnittlich 24 Jahre brauche, um in einem Land Frieden herzustellen.

Das Ziel der Missionen sei es, die Staaten zu befähigen, eigene Verantwortung zu übernehmen, erklärt Horlemann. "Je schneller das gelingt, desto eher sind die entsandten Fachkräfte nicht mehr erforderlich." Missionen gehen nicht nur in Gebiete, in denen der Frieden akut bedroht ist. Auch in Länder, die von Naturkatastrophen betroffen sind, werden Helfer entsandt. Als im vergangenen Jahr der Taifun Hayan weite Teile der Philippinen verwüstete, half Björn Schröder.

Der Magdeburger stieg mit seinen Kollegen vom Technischen Hilfswerk (THW) in den Flieger und landete in einem Katastrophengebiet. "Zu Beginn gab es logistische Probleme", erzählt der 26-Jährige. Denn viele Hilfsorganisation strömten auf die Philippinen, wollten den Menschen helfen. Zehntausende Tote, Millionen Menschen obdachlos, katas-trophale hygienische Zustände und kaum Trinkwasser. Schröder packte mit an, errichtete mit seinen Kollegen eine Trinkwasseraufbereitungsanlage. 35000 Menschen versorgten sie letztlich mit Wasser. Die letzte Rettung für viele. Und für Björn Schröder das Gefühl, geholfen zu haben.

Johanniter Christian Gastniejewski beeindruckte auf den Philippinen die Gelassenheit der Menschen. Er übernahm mit weiteren Helfern die medizinische Versorgung nach dem Taifun. "Die Menschen waren dankbar", sagt der 44-jährige Sanitäter. Er und seine Kollegen lebten während des Hilfsprojektes in einem teilzerstörten Hotel.

Sie waren froh, als sie nach zwei Wochen Einsatz wieder zu Hause waren.