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Informatiker aus München an der A 9 ausgeraubt und zu Tode geprügelt Hohe Strafen für brutale Räuber

Brutal reißen fünf Männer einen 39-Jährigen aus dem Leben. Das Gericht
sieht keinen Mord und auch keine Beweise für eine Tötungsabsicht - aber
dennoch ein entsetzliches Verbrechen.

Von Grit Lichtblau und Petra Buch 04.06.2014, 01:14

Dessau-Roßlau (dpa) l Fünf Männer, die einen Münchner Informatiker von einem Autobahnparkplatz verschleppt und misshandelt haben und ihn dann sterben ließen, sind zu langen Haftstrafen verurteilt worden. Das Landgericht Dessau-Roßlau sprach sie am Dienstag des erpresserischen Menschenraubes und Raubes mit Todesfolge sowie des gewerbsmäßigen Computerbetruges schuldig. Sie haben von ihrem 39 Jahre alten Opfer laut Urteil vor zweieinhalb Jahren die Geldkarten samt Geheimzahl erpresst und dann für 4000 Euro unter anderem getankt, Turnschuhe und 75 Pakete Kaffee gekauft.

Der Informatiker war Tage später gefesselt und tot in einem Transporter in einem Waldstück an der A 9 gefunden worden. Laut Obduktion ist er an den Folgen massiver Schläge und Brüche gestorben.

Ursprungsverdacht Mord mit Habgier

Der heute 25 Jahre alte mutmaßliche Haupttäter wurde zu zwölf Jahren und zwei Monaten Gefängnis verurteilt. Zwei Männer im Alter von 32 und 35 Jahren bekamen eine Haftstrafe von jeweils elf Jahren und zwei Monaten. Zwei weitere Angeklagte im Alter von 22 und 26 Jahren, die bereits wegen anderer Straftaten im Gefängnis sitzen, wurden zu neun Jahren und sechs Monaten Haft verurteilt.

Zudem müssen sie 50.000 Euro Schmerzensgeld an die Familie des Opfers zahlen. Der Vater des Mannes rang während der Urteilsverkündung um Fassung, die Angeklagten zeigten keine Regung. Ursprünglich hatte die 2. Strafkammer das Verfahren im Januar 2013 wegen Mordes aus Habgier eröffnet, dieser Vorwurf hatte sich aber nicht belegen lassen.

Das Opfer war im Januar 2012 zu seinen Eltern nahe Hamburg unterwegs, um dann von dort nach Asien aufzubrechen. Als er auf dem Autobahnrastplatz Rosselquelle auf der A 9 Richtung Berlin von der Toilette kam, wurde er nach Überzeugung des Gerichts überwältigt, in ein unwegsames Waldstück bei Coswig (Landkreis Wittenberg) verschleppt und geschlagen. Erst sechs Tage nach der Tat wurde seine Leiche entdeckt.

"Wir haben es hier mit einem entsetzlichen Verbrechen zu tun." - Richterin Uda Schmidt

"Wir haben es hier mit einem entsetzlichen Verbrechen zu tun, bei dem ein lebenslustiger Mann in den besten Jahren auf grausame Weise ums Leben gekommen ist", sagte Richterin Uda Schmidt. Es sei aber nicht gelungen, bis ins letzte Detail ein Bild zu bekommen, was passiert sei. Man wisse nicht, welcher der Angeklagten dem Opfer so starke Gewalt angetan habe.

Den Männern konnte den Angaben zufolge nach rund 70 Verhandlungstagen nicht nachgewiesen werden, dass sie den Informatiker töten wollten. Die Staatsanwaltschaft hatte für zwei Männer lebenslange Haft, für drei lange Haftstrafen beantragt, die Nebenklage für alle Angeklagten lebenslange Haft. Die Verteidigung hatte ebenfalls Haftstrafen, für einen Angeklagten aber auch Freispruch verlangt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Einer der Verteidiger hat bereits Revision angekündigt.