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Getrenntsammlung von Bioabfall ab 2015 Komposthaufen statt Biotonne

Ab Januar schreibt die Europäische Union das getrennte Sammeln von
Bioabfall vor. Von einer Biotonnenpflicht ist die Rede. Doch die
existiert nicht. Eine Alternative ist die Entsorgung auf dem eigenen
Komposthaufen. Kontrolliert wird das zunächst aber kaum.

10.06.2014, 01:29

Magdeburg l Seine Apfel- und Möhrenschalen, Essensreste oder vergammelte Tomaten einfach im Hausmüll zu entsorgen, ist ab Januar kommenden Jahres verboten. Dann schreibt das neue Kreislaufwirtschaftsgesetz vor, dass Bioabfall vom Hausmüll getrennt zu entsorgen ist. Bürger können diese Reste dann in einer Biotonne, in einem Biokunststoffbeutel oder auf dem eigenen Komposthaufen entsorgen. Sperrige Grünabfälle können zu Sammelstellen gebracht werden, teilt das Landesverwaltungsamt Sachsen-Anhalt mit.

Für die Bürger bedeutet die Anschaffung einer Biotonne zusätzliche Ausgaben. In Magdeburg muss dafür mit monatlichen Kosten zwischen 3 und 61 Euro bei 14-täglicher Leerung geplant werden.

Entsorgung auf eigenem Komposthaufen möglich

Doch braucht wirklich jeder Haushalt in Sachsen-Anhalt eine Biotonne oder einen Biobeutel? Das Gesetz bietet für die Bürger, die in ihrem Garten einen Komposthaufen besitzen, ein Schlupfloch. "Wer einen Komposthaufen hat, kann seinen Biomüll auch dort entsorgen. Eine Pflicht, die Biotonne zu nehmen, besteht dann nicht", erklärt Ingo Ziemann von der Entsorgungswirtschaft des Landkreises Harz.

An die Eigenkompostierung sind aber spezifische Anforderungen geknüpft. So müssen ausreichend Flächen auf dem Grundstück vorhanden sein, um den Kompost auch umweltverträglich nutzen zu können. Zudem sind für die Eigenkompostierung gekochte Speisereste ungeeignet. Natalja Peters, Betriebsleiterin Abfallentsorgung im Landkreis Börde, erklärt: "Solche Bioabfälle sollten nicht über die Restmülltonne, sondern über die Biotonne getrennt entsorgt werden, um das energetische und auch stoffliche Potenzial dieser Abfälle auszuschöpfen."

Abfallbetriebe bei Kontrollen uneins

Wer diese Anforderungen erfüllt, kann sich per Antrag bei den Entsorgungsbetrieben von der Biotonnenpflicht befreien lassen. Der Nachweis, ob auch tatsächlich eigenkompostiert wird, muss vom Verbraucher erbracht werden. Einige Unternehmen verlangen nur schriftliche Bestätigungen, andere auch Fotos vom Komposthaufen.

In einigen Landkreisen und Städten seien auch stichprobenartige Vor-Ort-Kontrollen geplant. Wie das genau aussehen soll und ob die Kontrolleure auf das Grundstück gelassen werden müssen, ist noch unklar. In Magdeburg soll zudem kontrolliert werden, ob in der Restmülltonne tatsächlich kein Bioabfall landet.

Auch die Abfallwirtschaftsgesellschaft im Jerichower Land will das überprüfen. "Sollten dort biogene Stoffe enthalten sein, ist davon auszugehen, dass keine Eigenkompostierung durchgeführt wird", sagt Geschäftsführer Henning Gehm. Alle Fahrzeuge seien zudem mit Kameras im Schütt-raum ausgestattet.

In den Landkreisen Harz, Stendal sowie im Burgenlandkreis seien zunächst aber keine Kontrollen vorgesehen, teilen die Abfallbetriebe mit.

Bioabfallmenge soll steigen

Für die Entsorgungsbetriebe ist die größere Herausforderung, den Anschlussgrad der Haushalte an die Biotonne zu erhöhen. Im Landkreis Börde haben 36 Prozent der Haushalte eine Biotonne, im Landkreis Stendal 68 Prozent, im Burgenlandkreis schon 85 Prozent. Auch die Bioabfallmenge soll erhöht werden. 2012 wurden in Sachsen-Anhalt 66 Kilogramm Biomüll pro Einwohner eingesammelt. Die Stadt Magdeburg strebe in den nächsten 10 Jahren eine Steigerung der Bioabfallmenge um 10 Kilogramm pro Einwohner und Jahr an, heißt es vom Städtischen Abfallwirtschaftsbetrieb.