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Modell-Schau in Kleinwulkow Dorfteich wird zu Ostsee im Miniaturformat

Da flitzt ein Rennboot neben einem Krabbenkutter vorbei, da manövriert
ein Hafenschlepper an einem Kriegsschiff entlang, da löscht ein
Feuerwehrschiff gemeinsam mit einem Tanker ein brennendes Boot... Der
Kleinwulkower Dorfteich wurde einen Nachmittag lang wieder zum
Treffpunkt der Schiffsmodellbauer und ihrer Zuschauer.

Von Sigrun Tausche 24.06.2014, 03:28

Kleinwulkow l Werner Schmidt hat sein Modell der "Kaspar Hoyer" ins Wasser gesetzt. Es ist ein originalgetreuer Nachbau einen Arbeitsboots des Wasser- und Schifffahrtsamts Tönning. Sein Heimathafen ist die Außenstelle Friedrichstadt. Später, nachdem er das Modell wieder an Land geholt hat, öffnet er es und zeigt sein "Innenleben": Anstelle von Mannschaftsräumen kommt "Kabelsalat" zum Vorschein, Batterien und mehrere kleine Motoren. Die sind nicht nur für den Antrieb zuständig, sondern auch fürs Öffnen und Schließen der Klappe vorn, fürs Umlegen der Masten, fürs Wasserspritzen.

Werner Schmidt ist Vorsitzender des Vereins "Schiffsmodellbau Stendal/Altmark", dem etwa zehn Mitglieder, darunter auch Heinrich Butz aus Genthin, angehören. Außer diesem Arbeitsboot hat er auch noch einen Hafenschlepper, ein Feuerwehrboot und ein Schubboot mitgebracht, genauer gesagt, Modelle von allen. Heinrich Butz war unter anderem wieder mit seinen großen, selbsterdachten Modellen eines Hochseetankers und eines Kriegsschiffs vor Ort, weiterhin waren vom Verein noch Carsten Fahldieck, An-drea Renz und Jürgen Spionek mit etlichen Modellen dabei. Fahldieck hatte eine Yacht und ein Rennboot mitgebracht sowie ein selbstgebautes Landungsboot der Marine, seine Partnerin Andrea Renz einen selbstgebauten Krabbenkutter.

Einen gemeinsamen Vereinsraum gebe es nicht, sagt Werner Schmidt. "Jeder baut bei sich zu Hause." Man trifft sich bei zwei Versammlungen im Jahr und bei acht bis zehn Modellbootschauen. Da tauscht man sich aus, oder man trifft sich untereinander, hilft dem anderen mit Technik aus, gibt Tipps und so weiter.

Eberhard Nitschke war zum ersten Mal hier in Kleinwulkow bei der Schau dabei. Er gehört nicht zu den Stendalern, sondern kommt aus Detershagen bei Burg. Durch die Volksstimme hat er von der Veranstaltung erfahren und ist einfach hingefahren. Im Gepäck hatte er den Schlepper "Darsser Ort", ein bis ins kleinste Detail nachgebautes Schiff, das auf der Ostsee im Einsatz war. Eberhard Nitschke hat zu diesem Schlepper ein ganz besonderes Verhältnis: Das Original wurde auf der damaligen Schiffswerft "Edgar André" in Magdeburg gebaut, als er dort als Schiffbauschlosser in die Lehre ging, und es war zugleich der letzte Schiffsneubau auf dieser Werft. 1972 wurde der Schlepper fertig, sein Modell im Jahre 2012. Original und Modell markieren Anfang und Ende des Berufslebens von Eberhard Nitschke.

Mit dem Schiffsmodellbau sei er schon während der Schulzeit in Berührung gekommen, berichtet er - durch eine Arbeitsgemeinschaft. Der betreuende Lehrer meinte damals zu ihm: "Werd doch Schiffbauer!" Und so kam es - zunächst. Nach der Lehre studierte Nitschke noch und wurde Diplomingenieur für Anlagenbau.

An dem Modell der "Darsser Ort" hat er etwa 900 Stunden gebaut, verteilt auf neun Jahre.

Die dritte Schiffsmodellschau in Kleinwulkow war eine gelungene Veranstaltung. Zwar drohten anfangs Regengüsse wie im ersten Jahr, doch dann siegte die Sonne. Jung und Alt hatte sich am Platz neben dem Dorfteich versammelt. Kameraden der Feuerwehr hatten tags zuvor wieder Wasser in den Teich gepumpt, damit der Wasserspiegel etwas höher stieg. Der Heimatverein hatte das große Zelt aufgebaut, die Frauen hatten Kuchen gebacken, die Männer grillten, so dass es an nichts fehlte an diesem Nachmittag.