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Magdeburger Kunstmuseum zeigt Max-Uhlig-Retrospektive Relief aus Pinselstrichen

Opulente Fülle und kraftvolle Bilder im Magdeburger Kunstmuseum. Das Kloster Unser Lieben Frauen nutzt seine Ausstellungsfläche aus, präsentiert mit der Eröffnung am Sonntag bis zum 26. Oktober eine umfassende Werkschau zum Dresdner Grafiker und Maler Max Uhlig.

Von Klaus-Peter Voigt 28.06.2014, 01:17

Magdeburg l Es ist eine bislang nicht gewagte Retrospektive zum Schaffen des 77-jährigen Künstlers. "Vor der Natur gewachsen" heißt die außergewöhnliche Schau, die mit annähernd 160 Gemälden und Zeichnungen einen Zeitabschnitt von den 1960er Jahren bis in die Gegenwart beleuchtet. Lediglich die Druckgrafiken bleiben in der Ausstellung ausgespart. Das Kloster Unser Lieben Frauen hatte ursprünglich lediglich eine kleinere Exposition geplant, sagt Museumsleiterin Annegret Laabs. Dass nun der Dresdner so umfangreich gewürdigt werde, sei eher ein Zufall und gleichzeitig ein Glücksumstand. Bei Besuchen im Atelier voll mit kraftvollen Arbeiten und nach langen Gesprächen mit Max Uhlig war die Idee entstanden.

Ursprünglich wollte das Kunstmuseum ein immenses Projekt für die Magdeburger Johanniskirche begleiten, die im Zweiten Weltkrieg fast vollständig zerstört und 1999 wieder aufgebaut wurde. Für den spätgotischen Sakralbau entwarf Uhlig 13 Glasfenster, widmete sich damit erstmals der architekturbezogenen Kunst, eine Premiere also. Bis 2017, dem 500-jährigen Reformationsjubiläum, sollen alle eingesetzt sein. In der aktuellen Ausstellung gibt es nun einen realistischen Eindruck von diesem Projekt. Die ersten neun Felder sind bereits fertiggestellt und erstmals öffentlich zu sehen.

Kraft aus der Vorliebe zur Grafik

Das OEuvre eines der wichtigsten deutschen Gegenwartskünstler ist beeindruckend. Seine ganze Kraft zieht Max Uhlig eigentlich aus seiner Vorliebe für die Grafik. Das mag seine Wurzeln in der handwerklichen Ausbildung als Schriftzeichner haben, an der Dresdner Kunsthochschule studierte er schließlich ganz bewusst Grafik bei Hans Theo Richter und Max Schwimmer, wandte sich erst später der Malerei zu. Im DDR-Kunstbetrieb zählte Uhlig durch seine Verweigerung des sozialistischen Realismus eher als Außenseiter. Ende der 70er Jahre wurde man im Westen auf Uhlig aufmerksam, interessierte sich für seine Arbeiten in der Mischung von Abstraktem und Realistischem. Bilder von ihm haben sich heute in Sammlungen in New York, Basel, London oder Paris längst ihren Platz erobert.

Eines von zwei Themen prägt Uhlig sehr früh: das Porträt. Dabei setzt der Dresdner auf Distanz. Wie hinter einem Schleier erscheinen die Abgebildeten. Der Hintergrund bleibt neutral, die Gesichter stehen für sich, wollen unter den zahlreichen Pinselstrichen entdeckt und möglicherweise zugeordnet sein. Auch in den Landschaften sind es fast surrealistische Welten, die entstehen. Details zählen nicht. Mit Strichen und kräftigen nie aufdringlichen Farben zeigt Uhlig die Welt, wie er sie empfindet: Reduziert auf das Wesentliche und lässt damit der Fantasie einen weiten Raum...

Das Auge soll nicht getäuscht werden. Stets beginnt der Künstler mit der hellen Farbe und endet zumeist in schwarzen Tönen, nachträgliche Veränderungen haben kaum eine Chance. Trotz der Impulse aus dem Grafischen bleibt das Herangehen nachvollziehbar, die Farbschichten wirken mitunter reliefartig. Seine Bilder wirken einerseits nahezu kantig und herb, dann wiederum sind die Striche leicht und beschwingt. Striche, der Begriff vermittelt die Grundidee Uhligs am anschaulichsten. Er will nicht plakativ abbilden, sondern verdichten, Geflechte entwickeln. Ausgangspunkt ist das eigene Sehen, das Malen direkt vor dem Objekt oder der Natur. "Ich sehe die Wirklichkeit oft lange an, bis selbst aus Bekanntem Neues erscheint", sagt der Künstler über seine Intentionen, das konsequente Fortsetzen der Moderne, die ihn prägt.