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Keime bei Nutztieren Strengere Kontrollen bei Antibiotika

In der Landwirtschaft kommen Antibiotika tonnenweise gegen Keime zum Einsatz. Der hohe Verbrauch führt aber dazu, dass die Arzneien ihre Wirkung verlieren. Die Erreger aus dem Stall werden so nicht nur für Tiere, sondern auch für Menschen zur Bedrohung.

01.07.2014, 01:25

Magdeburg l Ab dem 1. Juli müssen die Landwirte in Deutschland den Behörden melden, wie viel Antibiotika sie bei ihren Tieren anwenden. "Ziel der Datenerfassung ist die Senkung des Antibiotikaeinsatzes auf ein vertretbares Minimum", erklärt Detlef Thiel, Sprecher des Umweltministeriums in Sachsen-Anhalt.

Hierzulande gibt es rund 750 Schweine-, Rinder- und Geflügelhalter, die künftig penibel dokumentieren müssen, welches Antibiotikum über welchen Zeitraum an die Tiere verabreicht wird. Erfasst wird außerdem, welche Tierart behandelt wird und wie viele Tiere der Landwirt von dieser Art insgesamt hält.

Resistente Erreger bedrohen den Menschen

Durch die Erfassung wollen die Behörden ermitteln, welche Betriebe zu viel Arzneimittel verfüttern. Wer mehr als 50 Prozent über dem Durchschnittsverbrauch liegt, muss sich künftig beim Bestands-tierarzt melden und sich über Maßnahmen zur Senkung informieren. Wer sogar mehr als 75 Prozent der üblichen Menge einsetzt, muss einen Plan zur Senkung vorlegen und diesen unter Aufsicht des Veterinäramtes umsetzen. Bei Verstößen gegen die Vorschriften droht den Landwirten schlimmstenfalls ein zeitlich befristetes Tierhalteverbot.

Die Länder machen mit der Senkung des Arzneiverbrauchs ernst, weil Antibiotika zunehmend an Wirkung verlieren: Je häufiger sie gegen die Keime bei Tieren eingesetzt werden, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Erreger Resistenzen bilden und nicht mehr medizinisch bekämpft werden können. Die sogenannten multiresistenten Keime entwickeln sich dann nicht etwa nur zu einer Bedrohung für Tiere, sondern stellen auch für Menschen eine Gefahr dar.

Landwirte setzen 1800 Tonnen ein

Verbraucher können sich entweder durch direkten Kontakt oder durch das Verzehren von infiziertem, rohen Fleisch mit Keimen anstecken und erkranken. Bei ihnen helfen die Antibiotika dann ebensowenig wie bei den Nutztieren.

Im EU-Vergleich kamen in Deutschland in den vergangenen Jahren besonders viele Antibiotika im Stall zum Einsatz. Nach Angaben des GERMAP-Reports der Paul-Ehrlich-Gesellschaft wurden 2011 bundesweit 1826 Tonnen Antibiotika verbraucht. Bei der Behandlung von Menschen fiel der Antbiotikaverbrauch mit bis zu 600 Tonnen pro Jahr geringer aus, liegt im EU-Vergleich im Durchschnitt.

Für die Humanmedizin gilt jedoch Gleiches wie für die Tiermedizin: Werden Antibiotika zu häufig oder falsch eingesetzt, droht die Bildung gefährlicher, resistenter Keime.