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Krankenkasse Sachsen-Anhalt hat die teuersten Patienten

Die Gesundheitsausgaben in Sachsen-Anhalt steigen drastisch. Die
Krankenkassen drängen deshalb die Politik, Überkapazitäten in den
Krankenhäusern abzubauen.

Von Hagen Eichler 17.07.2014, 03:13

Magdeburg l Bei der Techniker-Krankenkasse (TK) sind die Sachsen-Anhalter erstmals die teuersten Patienten. 2307 Euro musste Deutschlands größte Kasse im vergangenen Jahr für jeden Versicherten aufwenden - das sind 10 Prozent mehr als im Bundesschnitt. Bei anderen Kassen sieht es ähnlich aus. "Durch die Abwanderung fehlen uns hier die Versicherten zwischen 30 und 40 Jahren, die selten krank sind", sagt Thomas Nawrath von der Barmer GEK Sachsen-Anhalt.

Die Kassen erhöhen nun den Druck auf die Krankenhäuser. In einer mobilen Gesellschaft sei es "weder nötig noch auf Dauer bezahlbar, das nächste Krankenhaus um die Ecke vorzuhalten", heißt es in einem in Magdeburg vorgestellten Papier der TK.

Um Schließungen gehe es nicht, hieß es auf Nachfrage. "Zur Zeit bietet aber jedes Krankenhaus jede Leistung an, die es will. Das geht so nicht mehr", sagt Jörg Manthey von der Hamburger TK-Zentrale. Wenn sich laut Prognose die Zahl der Geburten von 2008 bis 2025 halbiere, müsse die Zahl der Geburtsstationen und Pädiatrie-Abteilungen sinken. Auch Krebsbehandlungen oder Herzoperationen sollten kleine Häuser künftig nicht mehr ausführen.

Durchsetzen können die Kassen das allerdings nicht. Dreimal legten sie im vergangenen Jahr ihr Veto ein, als Krankenhäuser zusätzliche Leistungen anbieten wollten. Dreimal setzten sich die Häuser durch. Künftig soll der Gesundheitsminister Vorgaben machen können. "Das Krankenhausgesetz von Sachsen-Anhalt muss geändert werden, um das zu ermöglichen", fordert Jens Hennicke von der TK.

Strukturreformen fordert auch die AOK. Die Möglichkeiten von Spezialisierung und Zusammenarbeit seien "nicht ausreichend genutzt", kritisiert Sprecher Andreas Arnsfeld.

Als erste Kasse schaltet sich die TK mit detaillierten Vorschlägen in die Debatte um die Unikliniken ein. Die Uni Magdeburg solle die Stammzellentransplantation zugunsten von Halle aufgeben, fordert TK-Landesvertreter Hennicke. Ein Standort reiche auch für die Herzchirurgie, für Organtransplantationen und die Versorgung von Frühchen. "Wenn es um die Ausbildung geht, kann das Land den Studenten auch Fahrkarten kaufen", schlägt Hennicke vor.