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Motiv bleibt unklar Polizei schnappt den Feuerteufel von Calbe

Nach der Brandserie in Calbe (Saale) hat die Polizei die Ermittlungen vorerst abgeschlossen und die Ergebnisse der Staatsanwaltschaft übergeben. Verdächtigt wird ein junger Mann aus Calbe. Er soll 40 Brände gelegt haben.

Von Matthias Fricke und Andreas Pinkert 28.07.2014, 01:34

Calbe l Die ungewöhnliche Serie begann bereits Ende vergangenen Jahres in der Saalestadt Calbe im Salzlandkreis. Immer wieder gingen in der 10000-Einwohner-Stadt Müllcontainer, Fahrzeuge und Keller in Flammen auf. In einem Fall gab es sogar einen leichtverletzten Bewohner, der bei der Flucht im Treppenhaus giftigen Rauch eingeatmet hatte. Die Serie erregte landesweit Aufmerksamkeit, weil es seit November schon etwa 50 Mal gebrannt hatte.

Etwa 40 Brände hat seit dem Frühjahr eine speziell ins Leben gerufene Ermittlungsgruppe untersucht.

Im Ort herrscht gereizte Stimmung

Die vier Kriminalisten gaben jetzt ihre Ergebnisse an die Staatsanwaltschaft ab. Hauptverdächtiger ist ein junger Mann, Mitte 30, aus Calbe, der von den Ermittlern aus Furcht vor möglicher Selbstjustiz nicht näher in der Öffentlichkeit benannt wird. Nicht einmal das genaue Alter will die Polizei nennen - auch wegen der gereizten Stimmung im Ort. Polizeisprecher Marco Kopitz: "Es gab schon eine Körperverletzung gegen ihn. Wir schließen nicht aus, dass ein Zusammenhang mit der Brandserie besteht." Offiziell bekannt ist nur, dass sich der Verdächtige in der Vernehmung nicht zu seinen Motiven geäußert hat und dass er kein Feuerwehrmann war.

Die Nachweisführung bei Bränden sei sehr schwierig, so Kopitz. Es gebe nur wenige Spuren. Oft hat das Feuer diese vernichtet. Der Verdächtige wurde aber von Zeugen an mehreren Tatorten gesehen, so dass sich die Ermittlungen immer weiter auf den jungen Mann aus der Wohngegend der Tatorte konzentrierten.

100 Hinweise an die Ermittlungsgruppe "Calbe"

Weit über hundert Hinweise waren in den vergangenen Monaten bei der gesonderten Ermittlungsgruppe "Calbe" eingegangen. Mehrere Verdächtige gerieten ins Visier der Ermittler, von denen zwei später in den engeren Fokus rückten und einer am Ende übrig blieb. Kopitz: "Die Staatsanwaltschaft muss jetzt entscheiden, wie es weitergeht." Der Verdächtige bleibe vorerst auf freiem Fuß.

Noch sei auch unklar, ob nicht doch Trittbrettfahrer für einige der Brandstiftungen verantwortlich sein könnten. Erst in der vergangenen Woche stand wieder ein Transporter in Flammen; ausgerechnet dort, wo bereits zwei andere Fahrzeuge ausgebrannt waren.

Bürgermeister Dieter Tischmeyer zeigt sich erleichtert: "Lange haben viele Bewohner in ständiger Angst gelebt. Bleibt zu hoffen, dass die schreckliche Brandserie nun ein Ende hat und der Täter zur Rechenschaft gezogen wird." Calbes Ortswehrleiter Uwe Wirth: "Das letzte dreiviertel Jahr war für uns eine enorme Belastung. Wir sind froh, dass die scheinbar endlosen Ermittlungen endlich Erfolg hatten."