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Stendaler MilchwerkeAuf der Suche nach den Bakterien

Kontrolleure des Landkreises begleiten die Ursachenforschung. Die Federführung liegt beim Unternehmen selbst, Behörden sind nicht eingeschritten.

Von Bernd-Volker Brahms 22.08.2014, 03:13

Stendal l So lange die Ursache für die Bakterienverunreinigung in Schokomilchgetränken (Mars Milk, Bounty Drink, Snickers Shake und Milky Way Milk) nicht geklärt ist, so lange steht bei den Stendaler Milchwerken die Produktion für diesen Bereich still. "Das Unternehmen hat die Produktion eigenständig gestoppt", sagt Sebastian Stoll, der 2. Beigeordnete des Landkreises Stendal. Die Kreisverwaltung ist als Lebensmittelüberwachungsbehörde zuständig für den Fall und begleitet die Ursachenforschung intensiv, ohne dabei die Federführung zu haben.

"Der Produktionsstopp passiert auf freiwilliger Basis des Unternehmens", sagt Stoll. Es liege keine amtliche Verfügung vor. In den vergangenen Tagen waren ohnehin keine Produkte produziert worden, bei denen das Bakterium Bacillus subtilis festgestellt worden war.

Geschäftsführung schweigt zu den Vorgängen

Wie berichtet, hatten in Großbritannien Konsumenten der Milchgetränke über Durchfall und Erbrechen geklagt. Seither wird im Stendaler Milchwerk fieberhaft nach der Ursache geforscht. Die Milchwerke produzieren die Getränke im Auftrag des britischen Unternehemenszweigs des amerikanischen Mars-Konzerns. In England wurden die Milchgetränke seit Donnerstag vergangener Woche zurückgerufen und aus den Supermarktregalen geräumt. Es folgten weitere europäische Länder und seit Dienstag auch Deutschland.

Welche Auswirkung der Produktionsstopp für das Unternehmen mit seinen derzeit 365 Beschäftigten hat, war gestern nicht zu erfahren. Milchwerke-Geschäftsführer Uwe Bedau ist für die Presse nicht zu sprechen. Stattdessen hat das Unternehmen für das Krisenmanagement eine Berliner Agentur für die Öffentlichkeitsarbeit beauftragt. Diese reagierte gestern auf eine Volksstimme-Nachfrage nicht.

Nach Angaben von Sebastian Stoll werden die unterschiedlichen Rohstoffe geprüft und in akkreditierten internationalen Laboren untersucht. Mit Ergebnissen könne frühestens Anfang kommender Woche gerechnet werden. Der Landkreis, der die Produktion der Milchwerke ansonsten regelmäßig prüft, hatte bei Stichproben keine Auffälligkeiten entdeckt. Rund dreimal in der Woche seien die Kontrolleure der Lebensmittelüberwachung zu normalen Zeiten im Werk, um die Produktion zu beproben. "Das ist bei der riesigen Produktionsmenge in der Intensität erforderlich", sagt Stoll. Dass den Kontrolleuren nichts aufgefallen ist, hält der Magdeburger Mikrobiologe Dr.Ulrich Arnold vom Institut für medizinische Mikrobilogie des Uniklinikums für plausibel. "Solche Bakterien können mal hier und mal dort auftreten und auch wieder verschwinden", sagt Arnold. Der Biologe hält das gefundene Bakterium für "relativ ungefährlich". Es sei schwer zu sagen, wie das Bakterium in die Getränkeflaschen gekommen sein könnte. "Das ist vom Prinzip her nicht völlig ungewöhnlich", sagt der Experte. Gleichwohl komme dies bei Fertigprodukten höchst selten vor, wenn man die Produktionsmengen dazu in Relation setze.

Für die Milchwerke ist die Produktion von Milchgeränken für den internationalen Markt zunehmend wichtiger geworden. Vor kurzem hat die Firma eine neue Anlage für Kaffeemischgetränke gebaut. Für eine neue Produktionshalle waren 20 Millionen Euro investiert worden.