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Geldautomaten-Sprengung So trickste die Polizei die Gasbomber aus

Nach aufwändigen Ermittlungen hat in der Nacht zum Donnerstag die Falle zugeschnappt: Die Polizei fasst zwei Männer bei einer Automatensprengung auf frischer Tat. Mindestens drei weitere Fälle sollen auf ihr Konto gehen.

Von Matthias Fricke 05.09.2014, 08:17

Magdeburg l Es ist 0.45 Uhr am gestrigen Donnerstag, als am Sparkassengebäude in Neundorf im Salzlandkreis ein Auto stoppt. Im oberen Teil des Hauses schlafen zu dieser Zeit vier Familien. Zwei dunkle Gestalten mit Latex-Masken steigen aus dem Wagen aus, laufen in die Bank. Sie besprühen die Überwachungskameras, räumen die Schläuche für die Gasflaschen aus. Der Geldautomat soll gesprengt werden.

Was die aus dem Harz stammenden und in Magdeburg wohnenden Männer (37 und 38 Jahre) nicht wissen: Auf sie warten schon andere Maskierte. Als der Befehl "Zugriff" erfolgt, nimmt das Spezialeinsatzkommando der Polizei die Gasbomber fest. Ein Täter versucht zwar zu flüchten, kann dann aber schnell überwältigt werden. Im Auto finden die Ermittler weitere Utensilien. Bei einer Hausdurchsuchung stellen sie in einer Garage Gasflaschen sicher. Vom Geld vorausgehender Taten fehlt aber jede Spur.

Die Festnahme ist das Resultat monatelanger Beobachtungen und verdeckter Operationen. "Seit Montag waren täglich bis zu 100 Einsatzkräfte an den Ermittlungen und Observationen beteiligt. Wir haben 12 bis 16 Stunden auch an den Wochenenden daran gearbeitet", sagt später die Leiterin der gemeinsamen Ermittlungsgruppe des Landeskriminalamtes (LKA) und der Polizeidirektion Nord, Petra Gabriel.

LKA-Chef Jürgen Schmökel: "Es ist ein großer Erfolg. Der Aufwand führte uns aber auch an den Rand unserer Kapazitäten." Selbst Experten für Cyberkriminalität waren zur Auswertung digitaler Spuren beteiligt. Der entscheidende Hinweis zu den vorsichtig agierenden Tätern ergab sich sehr früh, als die gemeinsame Ermittlungsgruppe von LKA und Polizeidirektion Nord "Explosion" sich am 4. Juli dieses Jahres gegründet hat. Näher wollte die Hauptkommissarin aber nicht darauf eingehen. Nach der letzten Sprengung Ende Juni bei Möckern im Jerichower Land riss die Serie ab. Die Ermittler gehen davon aus, dass die Täter sich einen Sommerurlaub genehmigt hatten.

Die Staatsanwaltschaft wirft den Männern neben dem Fall in Neundorf auch die Sprengungen der Automaten an der Star-Tankstelle in Quedlinburg und der dortigen Post vor. Auch für einen weiteren Versuch in Seehausen (Börde) sollen sie verantwortlich sein. Welche der insgesamt elf Sprengungen seit Jahresbeginn (siehe Karte) oder darüber hinaus auch in anderen Bundesländern noch auf ihr Konto gehen, müsse noch geprüft werden. Insgesamt waren bei allen Fällen mehr als eine halbe Million Euro erbeutet worden.


Die bei den Explosionen entstandenen Sachschäden lagen ähnlich hoch. Ob es noch andere Beteiligte gibt, ist noch offen. Die Ermittlungsgruppe setzt ihre Arbeit fort. Im Fall einer Verurteilung droht den Männern eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.