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Weinlese Winzer erwarten Super-Ernte

Morgen startet die Weinlese an Saale und Unstrut. Die Winzer erwarten
eine reichliche Ernte und einen guten Tropfen. Der milde Winter und der
feucht-warme Juli taten den Trauben gut. Sie sind reifer als sonst um
diese Zeit.

Von Jens Schmidt 08.09.2014, 03:30

Magdeburg l Das zarte Winterwetter zu Jahresbeginn ließ den Wein vier Wochen eher austreiben, als es im nördlichsten deutschen Anbaugebiet üblich ist. Und der Juli verwöhnte die Pflanzen mit warmem Regen. Fast 160 Liter je Quadratmeter verzeichnet die Wetterstation bei Bad Kösen. Das ist zweieinhalbmal mehr als im langjährigen Mittel. "Das ist Rekord", sagt Anja Juckeland vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig.

Der trübe August bremste das Reifetempo zwar etwas, dennoch sind die Winzer höchst zufrieden. "Es ist schon sehr viel Zucker in den Trauben, sie sind reifer also sonst", sagt Hans-Albrecht Zieger, Geschäftsführer der Winzervereinigung in Freyburg. Für die Genossenschaft arbeiten gut 450 Weinbauern.

Und Zucker ist das Maß der Dinge; denn ohne ihn rührte sich nichts im Gärtank, in dem die Hefe den süßen Stoff in Alkohol wandeln soll. Für den letzten Schliff bräuchten die Trauben natürlich noch viel Septembersonne und einen goldenen Oktober, meint Zieger. Ob sich der Wunsch erfüllt, können die Wetterkundler noch nicht sagen. Die Vorhersagemodelle schwanken noch zwischen 15 und 25 Grad. "Zunächst einmal wird es wechselhaft", prophezeit der DWD.

Erntestart in Sachsen-Anhalt mit Müller-Thurgau

Sicher ist, dass die Winzer dieses Jahr mehr ernten werden als in der letzten Saison. Zieger rechnet mit 70 bis 75 Hektoliter Wein je Hektar. (Das sind umgerechnet gut 10.000 Flaschen von einer zwei Fußballfelder großen Fläche). Eine Erntemenge, die Winzer beachtlich, ja fast optimal nennen.

Zum Vergleich: Im dürftigen Weinjahr 2012 waren es infolge harter Februarfröste nur 40 Hektoliter. Im Spitzenjahr 2011 allerdings 90 Hektoliter. Doch zu viel des Guten ist nicht erstrebenswert: Hängen die Reben zu voll, kann das schnell die Qualität mindern. "Mehr als 75 Hektoliter streben wir gar nicht an, da das dem Aroma abträglich ist", erklärt Zieger.

Zuerst wird Müller-Thurgau geerntet. Morgen, am Dienstag, geht es los. Diese Traubensorte wird im Saale-Unstrut-Gebiet am häufigsten angebaut, sie reift schnell und ist wetterfester als andere Sorten. Aus der ersten Ernte entsteht ein Federweißer - ein erst leicht vergorener Most, der zum Winzerfest am Wochenende ausgeschenkt wird. Der ist süß, perlig - "und tückisch", witzelt Zieger.

Aus Weißburgundertrauben wird Spätlese-Prädikatswein

Aus Müller-Thurgau entsteht aber auch "richtiger" Wein. Leicht, fruchtig, unkompliziert zu allen Speisen passend soll er sein. Die Winzer lassen diese Traube daher nicht zu lange reifen. "Dann verliert er seinen Charakter, wozu auch ein dezenter Muskatton gehört", erklärt Zieger.

Ganz anders lauten die Ziele für den Weißburgunder, die am zweitmeisten angebaute Traube an Saale und Unstrut. Sie soll möglichst lange Sonne tanken. Aus ihr wollen die Winzer vor allem einen Spätlese-Prädikatswein keltern. Mit mehr Aromen, mehr Alkohol und einer gut ausbalancierten Süße und Säure. "Vollmundig soll er sein", sagt Zieger. Die späte Lese ist für Anfang Oktober geplant.