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Erinnerungen an das Bombeninferno Geschmolzene Lampen und kleine Scherben

Von Martin Rieß 17.09.2014, 03:14

Magdeburg l Nicht allein das Mittelalter tut sich im Magdeburger Untergrund auf, wo derzeit am Breiten Weg 261 bis 264 Archäologen den Boden in der Grube untersuchen, wo bis vor wenigen Wochen ein Plattenbau aus den 1960er Jahren stand. Darunter Spuren der Eiszeit. Hier könnten sich angesichts der günstigen Lage Magdeburgs in Flussnähe und doch hoch genug über den Hochwasserlinien eisenzeitliche Siedlungsspuren befinden, vermuten die Archäologen. Über den Mittelalterschichten aber auch die Reste der Festungsanlagen, die nach dem Dreißigjährigen Krieg angelegt wurden, und Überbleibsel der Bebauung, die hier 1945 zerstört wurde. Darunter auch die Scherben an einer Stelle, an der sich wohl einmal ein Lampenlager befunden hat. Deutliche Verformungen zeigen, welche Hitze während der Zerstörung der Magdeburger Innenstadt hier geherrscht haben muss. Grabungsleiter Gösta Ditmar-Trauth sagt: "Auch diese Funde werden gesichert und könnten beispielsweise im kommenden Jahr im Rahmen einer Ausstellung der Öffentlichkeit gezeigt werden." Dann jährt sich die Zerstörung Magdeburgs zum 70. Mal.

Abgesehen haben es die Grabungsarbeiter aber vor allem auf etwas anderes: Das Pflaster besteht nicht allein aus Steinen. Die Grabungsarbeiter André Benke und Matthias Weißbrenner sichern derzeit Funde in den Spalten und Ritzen. André Benke zeigt einige der winzigen Reste von Keramiken, auf die es die Archäologen besonders abgesehen haben: Die Experten hoffen, anhand ihres Stils den Entstehungszeitraum der alten Straße näher bestimmen zu können. Die Scherben, die der Laie kaum von kleinen Steinen unterscheiden kann, müssen zur Bestimmung noch gereinigt werden. Alle Funde werden in Magazine des Landesamtes für Denkmalschutz und Archäologie gebracht, so dass sie für künftige Forschungen ebenso wie für Ausstellungen zur Verfügung stehen.

Matthias Weißbrenner zeigt auf einen anderen Fund: "Das ist der Knochen aus dem hinteren Bereich der Wirbelsäule eines Tieres", sagt er. Von der Größe her könnte es sich um eine Ziege gehandelt haben. Während die Keramiken zu kleinen und kleinsten Teilchen zersprungen sind, liegen die Skelettreste in größeren Teilen vor.