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Erntedankfest Eines der ältesten Rituale der Menschheit

In den meisten Kulturen und Religionen wird nach wie vor kurz vor Winteranfang das farbenfrohe Fest Erntedank gefeiert. Stets dienten die mit dem Fest verbundenen Riten als Dank für die reiche Ernte. Auch waren sie mit der Hoffnung verbunden auf ein ertragreiches kommendes Jahr. Bei den Christen sind Erntedankfeiern sogar schon seit dem dritten Jahrhundert belegt.

Von Margarethe Bayer 26.09.2014, 16:41

Magdeburg | In Sachsen-Anhalt haben dieser Tage viele Menschen ihre Erntegaben in die Kirche gebracht. Begleitet wurden sie dabei häufig mit einem bunten Ernteumzug. Traktoren, Pferde- und Ochsengespanne wurden dafür festlich geschmückt.

In anderen Regionen ist es Tradition, dass die Kinder von Haus zu Haus gehen und die Kirchengaben für die Gemeinden einsammeln. Mit diesen wird dann anschließend der Altar in der Kirche prunkvoll geschmückt. Die Gaben werden nach dem Fest an Bedürftige in der Gemeinde, in Obdachlosenheimen oder an karitative Einrichtungen verteilt.

Eine wichtige symbolische Bedeutung zum Erntedankfest spielt dabei vor allem die Erntekrone. Sie wird häufig auf dem Dorfplatz oder in der Kirche aufgestellt. Der gebundene Kranz der Krone repräsentiert die Ewigkeit. Die aus verschiedenen Getreideähren nach oben gebundene Krone steht für die weltliche Macht. Die vielen Getreideähren an der Erntekrone erinnern an die Abhängigkeit des Menschen von der Natur. Vor allem früher, als noch der Großteil selbst angebaut hat, wäre ein Überleben ohne eine gute Ernte in der Winterzeit kaum möglich gewesen. Dabei stehen die vier Streben stellvertretend für Hoffnung, Glaube, Sorge und Dank.

Andere Länder, andere Sitten

Abhängig von den klimatischen Berdingungen eines Landes oder einer Region, verändert sich auch der Zeitpunkt der Erntefeste. Auch die Häufigkeit ist dadurch unterschiedlich. In manchen Ländern gibt es sogar mehrere Erntefeste innerhalb eines Jahres.

In China gibt es etwa das Mondfest. Gefeiert wird immer in einer Vollmondnacht. Dafür werden Mondkekse gebacken, die an alle Familienangehörigen verteilt werden. Dem Glauben nach fallen während des dreitägigen Festes Blumen vom Mond herab. Wer die herunterfallenden Blumen sieht, soll mit großem Glück belohnt werden.

In Japan gab es ein altes kaiserliches Erntedankfest. Bei einem shintoistischen Ritual wurde den Göttern, vertreten durch den Kaiser, das frisch geerntete Reis geopfert. Eine erste Erwähnung dieses Rituals verweist auf das Jahr 678. Aus dem Erntedankfest hat sich heute ein gesetzlicher Feiertag entwickelt, der übersetzt "Tag des Dankes für die Arbeit" heißt.

Thanksgiving ein Erntedankfest?

Anders als vielleicht zu erwarten, hat der amerikanische Erntedanktag "Thanksgiving Day" nur wenig mit unserem Erntefest zu tun. Thanksgiving ist ein staatlicher Feiertag und soll an das erste Erntedankfest der Pilgerväter in den USA erinnern. Es ist aber heute ein Dankfest für alles Gute und jeglichen Erfolg. Traditionell wird dazu im Kreise der Familie und mit den engsten Freunden ein Truthahn verspeist.

Etwas anders sieht es bei dem kanadischen Thanksgiving aus. Zwar ist das Fest auch wie in Amerika ein staatlicher Feiertag, allerdings wird es in den christlichen Kirchen als religiöses Fest gefeiert. Damit entspricht es stärker den europäischen Erntedankfest-Bräuchen.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts machten die Bauern auf der ganzen Welt den größten Teil der Bevölkerung aus. Daher war die Ernte jahrhundertelang für viele Menschen von größter Bedeutung. Die Feste markierten häufig den Höhepunkt des Jahres. Eine reiche Ernte bedeutete große Freude und sicherte das Überleben im kalten Winter.