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Fachleute rätseln, warum der Bau der Schleusenwand in Wusterwitz so schiefgehen konnte, zumal die Betonierfirma als sehr erfahren gilt Neue Schleuse: Jetzt muss ein Sanierungskonzept her

27.09.2014, 01:07


Auf der Suche nach Schwachstellen in der neuen Schleuse wurde die Bundesanstalt für Wasserbau eingeschaltet. Die Wände wurden abgeklopft, sie wurden mit Wasser abgestrahlt, sogar Ultraschall kam zum Einsatz. An einigen Punkten ließen die Experten die Wände aufbohren. Vorläufiges Fazit: Der Kern scheint fest. Die Weichstellen treten an der Oberfläche auf. Was dennoch mehr ist als ein Schönheitsfehler. Denn: In den Wänden steckt Stahl. Der muss tief genug im Beton liegen, damit er nicht rostet. Platzen auch nur einige Zentimeter der obersten Betonschicht ab, wird der Stahl nach einigen Jahren korrodieren und der Beton bersten.

Eine mit Bröselstellen übersäte Schleusenwand ist ein Novum in der Geschichte des Wasserstraßenbaus. Fachleute stehen vor einem Rästel. Lag es am Verfahren? Wusterwitz ist die erste Schleuse, deren Wände innerhalb weniger Tage in einem Zug gegossen wurden. So vermeidet man verschleißanfällige Fugen, wie sie beim blockweisen Betonieren auftreten. Bei dem Frisch-in-Frisch-Verfahren werden Chemikalien, sogenannte Verzögerer eingesetzt, damit der Beton nicht zu schnell fest wird. Gab es Probleme bei der Mixtur? Dagegen spricht, dass der Kern der Wände in Ordnung ist. Betonkrebs wird ausgeschlossen.

Gab es Schludereien? Klar ist, dass mit höchster Akribie gearbeitet werden muss, damit Beton die gewünschte Festigkeit bekommt. So muss die Mischung sorgfältig gerüttelt werden und es darf nicht zu viel auf einmal in die Schalung gelangen. Nicht immer läuft alles perfekt: In Wusterwitz aber treten die Fehler so massiv auf, dass durchweg hätte geschlampt werden müssen. Die Fachleute halten es für unwahrscheinlich, dass das einem erfahrenen Unternehmen unterläuft. Betoniert hat die Heitkamp IKB aus Herne. Die Firma hat schon Schleusen in Berlin und in Sülfeld am Mittellandkanal gebaut. Die Volksstimme hat auch die Firmenleitung um eine Stellungnahme gebeten, bis gestern Nachmittag aber keine Antwort erhalten.

Nach derzeitigem Stand halten Experten die Wände für reparabel. Über ein Sanierungskonzept muss sich der Bund mit dem Unternehmen einigen. Das kann dauern. Denn davon hängt ab, was die Firma zahlen muss. Die kleine Variante: Die bröseligen Stellen werden mit Reparaturmörtel ausgebessert. Ob das bei den großen Löchern aber lange hält, ist fraglich. Käme noch die große Variante in Betracht: Die Wand wird abgestrahlt und mit einer neuen Betonschicht überzogen. Das würde aber ein Jahr dauern.