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Mehr Grünschnitt bedeutet mehr Kosten "Umweltschutz kostet eben auch Geld"

19500 Tonnen Grünschnitt ist die Prognose der
Abfallwirtschaftsgesellschaft Jerichower Land für das laufende Jahr. Die
Verarbeitung verursacht Mehrkosten von 391000 Euro, die sich womöglich
auf die Gebühren auswirken könnten. Doch der Entsorger betont, dass die
Umwelt deutlich geschont wird.

Von Tobias Dachenhausen 09.10.2014, 03:15

Genthin/Burg l 1000 Tonnen Kohlenstoffdioxid konnten im Jahr 2013 durch die Grünschnittsammlung und -behandlung eingespart werden. Das ist das Ergebnis eines gemeinsamen Forschungsprojektes des Verbandes der kommunalen Unternehmen, des Bundesverbandes der Deutschen Entsorgungs-, Wasser- und Rohstoffwirtschaft und der Deutschen Entsorgungswirtschaft. 2013 wurden insgesamt knapp 18000 Tonnen Grünschnitt erfasst. Für 2014 prognostiziert die Abfallwirtschaftsgesellschaft einen weiteren Anstieg. "Die Kohlenstoffdioxidbilanz wird dann noch besser ausfallen", sagt Geschäftsführer Henning Gehm.

Eben jener Anstieg der Grünschnittmenge könnte auch Auswirkungen auf die Müllgebühren im Landkreis haben (Volksstimme berichtete). "Durch die Mengenerhöhung erfolgen auch die Mehrkosten", erklärt Umwelt-Fachbereichsleiter Jürgen Bruelheide. Gehm bezeichnet das Jahr 2014 als Wachstumsjahr. Aufgrund der Witterung seien zehn bis 15 Prozent mehr Pflanzen gewachsen. "In den Jahren zuvor haben wir ab März mit dem Einsammeln von Grünschnitt begonnen. In diesem Jahr mussten wir bereits im Januar damit anfangen", erläutert der AJL-Geschäftsführer. Der damit angenommene Grünschnitt pro Einwohner von über 200 Kilogramm, sei laut Gehm keine Ausnahme. "Es gibt Kreise in Niedersachsen oder auch Bayern, die ähnliche Mengen aufweisen", erklärt er. Die jährliche Menge wird mit geeichten Fahrzeugwaagen gemessen. "Hier ist kein Vertun möglich. So rechnen wir ja auch mit dem Kreis ab", erklärt der AJL-Geschäftsführer.

Das Forschungsprojekt zur Kohlenstoffdioxidbilanz berücksichtigte unter anderem auch die Entfernung zwischen Sammelplätzen und Kompostierungsanlagen. Neben den Anlagen in Ziepel und Parey wurden ab 2011 zwei weitere in Burg und Gommern in Betrieb genommen. Dadurch reduzierte sich die zurückzulegende Strecke. "Der Dieselverbrauch bei der Einsammlung konnte von 6,5 auf 5,4 Liter pro eingesammelte 1000 Kilogramm Grünschnitt reduziert werden", erläutert Gehm. Des Weiteren investierte die AJL 566000 Euro in moderne Trommelsiebanlagen, die diesel-elektrisch angetrieben werden, und damit den Dieselverbrauch nach Unternehmensangaben um rund 50 Prozent reduzieren. Nachdem im Jahr 2008 mit Straßensammlungen begonnen wurden, befinden sich im Landkreis mittlerweile 106 Sammelplätze, die laut AJL im Schnitt unter einem Kilometer entfernt von Gartenanlagen eingerichtet wurden.

Inwiefern diese Sammelplätze auch von Großbetrieben oder Einwohner anderer Landkreise genutzt werden, das will der Landkreis in den nächsten Wochen näher untersuchen. "Wir werden überprüfen, wenn uns fremde Kennzeichen oder dergleichen gemeldet werden, aber eine flächendeckende Kontrolle ist sehr schwierig", gibt Bruelheide zu bedenken. Darum gibt es Überlegungen, die Sammelplätze in Zukunft anders zu organisieren. Denkbar seien umzäunte, bewachte Wertstoffhöfe mit entsprechenden Öffnungszeiten. "In diese Richtung könnte es gehen", betont der Fachbereichsleiter.

Verbrennverbot aufheben ist kein Thema

Ein Verbrennen des Grünschnitts wieder zuzulassen, sei momentan kein Thema in der Kreisverwaltung. "Grundsätzlich ist das Verbrennen verboten. Die Kreise haben die Möglichkeit, eine Ausnahme zu beantragen, aber dafür muss es eben auch Gründe geben", erklärt Bruelheide. Vor dem Verbot im Jerichower Land wurde sich oft nicht an die Regeln gehalten. "Es sollte nur Grünschnitt mit Schädlingsbefall und vor allem kein feuchtes Holz verbrannt werden. Es gab an Brenntagen viele Beschwerden", so der Fachbereichsleiter. "Beim Gesetzgeber steht die Verwertung eindeutig vor der Beseitigung", ergänzt Gehm. Dass die Feinstaubbelastung in der Brennzeit stark angestiegen ist, zeigen Daten des Landesamtes für Umweltschutz von der Burger Messstation. Am 29. November 2008 lag hier die Belastung um fast ein Vierfaches höher als der Grenzwert. "Das Umweltbewusstsein hat sich in den vergangenen 30 bis 40 Jahren einfach verändert. Zu heute liegen da Welten", betont Bruelheide. Mittlerweile landen nur noch Dämmstoffe und Asbest auf der Deponie, der Rest wird verwertet. "Umweltschutz kostet eben auch ein stückweit Geld", sagt Gehm. Dafür könne man aber im Frühjahr oder Herbst im Garten frische Luft atmen, so der AJL-Geschäftsführer.