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Regionalbereichsbeamte Räder ohne Licht und wildes Parken

Eine Fahrerin, die beinahe ein Kind überrollt, Eltern, die in zweiter
Reihe parken, und Schüler ohne Licht am Fahrrad: Die
Regionalbereichsbeamten haben bei ihrer Verkehrsüberwachung vor
Wernigeröder Schulen gut zu tun gehabt. Auch in Zukunft muss man mit
Polizeipräsenz rechnen.

Von Katrin Schröder 20.10.2014, 03:10

Wernigerode l Es ist ein Schock am frühen Morgen. Detlef Dettmer und Holger Oppermann sind gerade an der Friedrichstraße aus dem Wagen gestiegen - dort wollen die Wernigeröder Regionalbereichsbeamten (RBB) den Verkehr überwachen. Da beobachten die Polizisten, wie eine Autofahrerin mit voller Geschwindigkeit über den Zebrastreifen an der Francke-Schule hinwegdonnert - obwohl sich in der Mitte der Straße ein fünfjähriges Mädchen befindet.

Nur um Haaresbreite entgehen Kind und Auto einem Zusammenprall. "Es war eine Katastrophe", fasst Detlef Dettmer rückblickend zusammen. Der Polizeibeamte nimmt mit seinem Kollegen die Verfolgung auf, sie stellen die Frau. Diese behauptet, sie habe das Mädchen nicht bemerkt. "Nun muss die Fahrerin mit einem empfindlichen Bußgeld rechnen", sagt Dettmer. Ein Punkt in der Verkehrssünderkartei komme ebenfalls hinzu.

Es ist nicht der einzige, aber der schwerste Verstoß, den Dettmer und Oppermann in der vergangenen Woche registriert haben. An vier Tagen haben sie früh den Verkehr in der Nähe mehrerer Schulen in der Stadt überwacht. Das Chaos, das mancherorts am Morgen herrscht, gefährdet Schulkinder und sorgt nicht nur bei Eltern und Lehrern für Diskussionen.

Zwei Bußgeldverfahren eingeleitet, 23 Ordnungswidrigkeiten festgestellt - das ist die Bilanz. Probleme gibt es an allen Schulen. Eltern, Lehrer und Angestellte der Francke-Schule schimpfen etwa über Raser, die die Friedrichstraße unsicher machen - auch wenn die Frau am Zebrastreifen ein extremer Einzelfall war, wie Detlef Dettmer betont.

Vor der Diesterweg-Schule stellten hingegen die Radfahrer ein Problem dar. "Dort haben wir an einem Morgen 19 Kinder festgestellt, deren Fahrräder nicht in Ordnung waren", sagt der Regionalbereichsbeamte. Besonders bei der Beleuchtung lag viel im Argen. "Dabei ist es jetzt morgens um 7 Uhr noch dunkel", betont Dettmer, der die jungen Radler ermahnte - Bußgelder gegen Kinder sind nicht möglich. Die meisten, die er ansprach, wussten allerdings genau Bescheid, wie ein Fahrrad eigentlich auszusehen hat. Und am Folgetag war erheblich weniger zu beanstanden. "Es hat sich offenbar herumgesprochen, dass wir vor Ort sind", sagt Detlef Dettmer.

Eine weitere Gefahrenquelle haben die Polizisten am Kreisverkehr beim Altstadtkreisel festgestellt. Viele Schüler, die mit dem Bus ankommen, versuchen, vor der Tunnelausfahrt hinüber zum Gerhart-Hauptmann-Gymnasium zu gehen. "Das ist aber nicht erlaubt."

Oft seien es aber auch Eltern, die Kinder und andere Passanten gefährden. Vor der Diesterweg-Schule parken Eltern in zweiter Reihe und wenden mitten auf der Straße. "Egoistisch" und "unverschämt" nennt Dettmer das - abgesehen davon, dass es gegen die Verkehrsregeln ist. "Die Eltern sollten in sich gehen", sagt der Beamte. "Viele handeln nach dem Motto: Nach mir die Sintflut."

Positiv überrascht waren die RBB hingegen von der Situation an der Halberstädter Straße. "Dort herrscht ein unheimlicher Verkehr", schildert Detlef Dettmer. Allerdings scheinen gerade deshalb die Autofahrer besonders aufmerksam zu sein. "Dort hatten wir keine Probleme", so Dettmer. "Einige halten für die Schüler an, obwohl dies nicht vorgeschrieben ist."

Vor der Stadtfeld-Grundschule, wo es ebenfalls Probleme gibt, haben die Beamten diesmal nicht nach dem Rechten gesehen. Allerdings müsse man jederzeit mit der Polizei rechnen. Diese sei ständig an verschiedenen Orten im Einsatz, so Detlef Dettmer. "Es vergeht kaum ein Morgen, an dem nicht ein Kollege eine Schulwegsicherung übernimmt."