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Werder-Linden Gutachten widerspricht Argumenten der Stadt

Im Ärger um die geplante Fällung von Linden in der Zollstraße für den
Bau einer Hochwasserschutzmauer haben die Bündnisgrünen am Montag ein
Baumgutachten veröffentlicht. Das Gutachten soll beweisen - Erhalt der
Werder-Linden und Bau der Hochwasserschutzmauer sind möglich.

Von Michaela Schröder 21.10.2014, 03:16

Magdeburg l Seit Wochen wird die Zukunft der Linden in der Zollstraße kontrovers diskutiert. 97 Linden sollen für den Bau einer Hochwasserschutzmauer gefällt werden. Laut Stadt ist es aus technischen Gründen nicht zu vermeiden, dass die Linden an Wurzeln und Kronen stark beschädigt werden und absterben. Deshalb wurde von dem ursprünglichen Plan, die Linden beim Bau der Schutzmauer zu erhalten, abgewichen und eine Fällung und Neupflanzung vorgeschlagen. Kritiker zweifeln allerdings an den Angaben. "Die Planung der Stadt baut auf einer oberflächlichen Besichtigung auf", argumentiert Grünen-Stadtrat Timo Gedlich. Die Stadtverwaltung hat bei der Planung der Hochwasserschutzmauer am Werder auf ein Baumgutachten verzichtet. Aus diesem Grund hat der Kreisverband Magdeburg ein Baumgutachten in Auftrag gegeben.

OB kennt das Gutachten

"Aus dem Gutachten geht hervor, dass die bisherige Argumentation der Stadtverwaltung zur bevorzugten Fällung der Werder-Linden völlig hanebüchen ist", so Gedlich, der gestern im Rahmen eine Pressekonferenz das Gutachten vorstellte. Die öffentlich bestellte und vereidigte Baumsachverständige, Angelika Tiedtke-Crede, hat das Gutachten erstellt und die Verkehrssicherheit sowie die Fällnotwendigkeit bei der geplanten Baumaßnahme untersucht. Fazit der Sachverständigen: Die Fällung der Linden ist weder sinnvoll noch wirtschaftlich. Bei keinem der Bäume liegt eine Beeinträchtigung der Standsicherheit vor. Mit den richtigen Mitteln und dem richtigen Augenmaß können die Bäume erhalten und der notwendige Hochwasserschutz verwirklicht werden. Im Bereich der Lampen könnte problemlos zwischen den Bäumen gearbeitet werden. Jungbäume mit Rissen könnten entfernt und als Bauraum genutzt werden.

Das Baumgutachten liegt auch dem Oberbürgermeister vor, der ein von den Bündnisgrünen vorgeschlagenes Gespräch zum Sachstand ausgeschlagen hat, erklärte Sören Herbst, Stadtrat und stellvertretender Vorsitzender Fraktion Bündnis 90/Die Grünen. "Der Oberbürgermeister hat keinerlei Interesse daran gezeigt, die Fakten aus dem Gutachten zur Kenntnis zu nehmen. Er hält weiter daran fest, die Planung auf Basis von Vermutungen voranzutreiben", so der Vorwurf der Grünen.

Stadtsprecherin Kerstin Kinszorra teilte am Montag auf Nachfrage der Volksstimme mit, dass sich die Stadt im Laufe der Woche zu dem Gutachten der Grünen äußern werde.

Am 29. Oktober wird der Vergabeausschuss über die Auftragsvergabe zum Bau der Hochwasserschutzmauer entlang der Zollstraße entscheiden. Mit der Baumaßnahme soll spätestens Ende November 2014 begonnen werden. Die Grünen haben bereits angekündigt, der Vergabe zu widersprechen.