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Satire in der Wendezeit Als "Hurra Deutschland" ließ die Puppen tanzen

Von Steffen Honig 08.11.2014, 02:14

Berlin I Die Wendezeiten waren stürmisch, dramatisch, historisch - und lustig. Bisweilen jedenfalls. Dafür hatten die Brüder und Schwestern vorgesorgt. Genauer die Fernsehschaffenden von "Hurra Deutschland". Ihre 1989 gestartete Show mit den Politiker-Puppen fand bei den gerade vom Maulkorb befreiten Ostdeutschen eine begeisterte Anhängerschaft.

Star der Serie war der Bundeskanzler. Im Wochenrhythmus erhielten die Zuschauer Einblicke in dessen fiktives Innenleben. Das gipfelte in der berühmten Kohl´schen Kreuzworträtsel-Lösung: "Kanzler der Einheit mit vier Buchstaben? Ich!" Für die Kollegen aus der ersten Reihe der Bonner Politik hatte der Chef stets nur Verachtung übrig. Beliebtes Objekt des Kanzler-Spottes: Norbert "Nobi" Blüm.

Für den Sozialminister fand sich mit Lothar de Maizière fix ein ideales ostdeutsches Pendant. Immer, wenn der kleine DDR-Ministerpräsident frech zu werden drohte, bekam er vom großen Kanzler ordentlich was auf den Schädel. Ähnlichkeiten zur Realität im mauerfreien Deutschland waren nicht zufällig, sondern beabsichtigt... Schade, dass "Hurra Deutschland" heute vom Bildschirm verschwunden ist. Protagonisten gäbe es genug. Ebenso ausreichend Unsinn, den sie verzapfen.

Statt der Puppen greifen "heute-show" oder "zapp" heute gleich auf die Originale in Lebensgröße zurück. Wenn sie dürfen - siehe jüngstes und inzwischen aufgehobenes Drehverbot für die "heute-show" im Bundestag. Satire ist eben grenzenlos und unsterblich. Hurra Deutschland!