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Gedenkstätte geschändet Teile des früheren KZ Langenstein zerstört

Unbekannte haben im Harz-Kreis einen Anschlag auf die KZ-Gedenkstätte Langenstein-Zwieberge verübt und eine Spur der Verwüstung hinterlassen. Die Täter demolierten mit einer gestohlenen Planierraupe Teile des Geländes. Anschließend setzten sie die Raupe in Brand. Die Polizei sieht keinen rechten Hintergrund.

Von Dennis Lotzmann 10.12.2014, 02:21

Halberstadt/Langenstein l Die Tat und vor allem die brachiale Gewalt, mit der die Täter in der Nacht zum Dienstag vorgegangen sind, haben in Halberstadt und im Ortsteil Langenstein Empörung und Entsetzen hervorgerufen. Große Teile der KZ-Gedenkstätte, mit der an das Leiden der KZ-Häftlinge im Untertage-Stollensystem erinnert wird, wurde von Unbekannten mit einer Planierraupe völlig zerstört. Der Versuch, mit der Arbeitsmaschine ins Stollensystem zu gelangen, misslang offenbar. Landrat Martin Skiebe verurteilt die Tat aufs Schärfste. "Ich hoffe, dass der Hintergrund der Tat schnellstmöglich aufgeklärt wird und die Täter überführt werden", sagte der Christdemokrat. Der Halberstädter Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) sprach von einer Verachtung der Opfer des Nationalsozialismus, die in der Stollenanlage großes Leid erfahren mussten.

Laut Polizei hatten die Täter die Planierraupe zuvor von einer Baustelle gestohlen. Anschließend fuhren sie damit in Richtung KZ-Stolleneingang in den zwischen Halberstadt und Langenstein gelegenen Thekenbergen und walzten dabei auf schätzungsweise 500 Metern den Zaun nieder. Nach ihrer Gewaltorgie brachten sie die Raupe auf ein Feld, wo sie die Maschine in Brand setzten. Die Feuerwehr konnte das Ausbrennen der Maschine nicht verhindern. Die Polizei schätzt den Schaden auf mindestens 50 000 Euro.

Nach den Worten von Beatrix Mertens von der Polizeidirektion Nord haben Beamte der Staatsschutz-Abteilung die Ermittlungen übernommen. "Wir prüfen in alle Richtungen, gehen bislang jedoch nicht von einem rechtsgerichteten Tathintergrund aus. Dafür, dass wir es hier wohl eher mit Vandalismus zu tun haben, spricht unter anderem die Tatsache, dass Informationstafeln, mit denen an das Konzentrationslager erinnert wird, nicht beschädigt wurden", so die Polizeisprecherin.

Und noch ein Fakt spricht für die Gedenkstätten-Schändung durch Vandalen: Ende voriger Woche wurde unweit des KZ-Stollens eine Grabenfräse von derselben Baustelle in Brand gesetzt. Dabei zerstörten die Täter die Scheibe des Führerhauses und entzündeten Öl.

Andreas Ebert von der Stratie-Bau GmbH aus Blankenburg schätzt den Totalschaden an der Raupe auf 150 000 Euro, die Grabenfräse des Subunternehmers schlage wohl mit mindestens 200 000 Euro zu Buche.