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Künftiger Betreiber baut Stände vorzeitig ab Streit um Weihnachtsmarkt droht zu eskalieren

Von Dennis Lotzmann 18.12.2014, 02:15

Halberstadt l Wenige Stunden vor dem regulären Ende des Halberstädter Weihnachtsmarktes am kommenden Sonntag, drohen der Streit um den Markt und das künftige Betreiberkonzept zu eskalieren. Mehrere Händler haben am Mittwoch angedroht, ihre Buden vorfristig abzubauen. In einem offen geführten Telefonat mit Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) gelang es dem Kommunalpolitiker zwar zunächst, die Wogen zu glätten und den Abbau zu verhindern. Gleichwohl dürften die Diskussionen, die in den vergangenen Tagen an Schärfe gewonnen hatten, längst nicht beendet sein.

Auslöser der Zuspitzung ist offenkundig Jens Ganso. Der Händler, der auf dem Weihnachtsmarkt mit zwei Ständen präsent war, baute seine Buden am Montagabend ab. Weil es sich, wie er gegenüber der Volksstimme sagte, einfach nicht gerechnet habe. "Ich hatte ungünstige Stellplätze und habe jeden Tag Verlust gemacht. Das hat sich einfach nicht gerechnet."

Gansos Schritt, in dem er quasi den Griff zur Notbremse sieht, steht freilich unter einem besonderen Licht. Schließlich soll der Unternehmer mit seiner Veranstaltungs-Com-GmbH aus Halberstadt im kommenden Jahr in die Betreiberrolle für den Weihnachtsmarkt schlüpfen. Für fünf Jahre bis 2019, haben die Mitglieder des Kulturausschusses entschieden. Vor diesem Hintergrund gibt es massive Kritik von anderen Händlern an Ganso.

Einfach vorzeitig abbauen - das gehe gar nicht und sei unkollegial, so der Tenor unter den Händlern. "Was ist das für eine Verlässlichkeit, wo bleibt die Solidarität", kritisiert Anita Lorenz und stellt dem künftigen Betreiber die Frage der Vorbildwirkung. Händlerkollege Mario Zinnecker sieht es ähnlich: "Das, was er hier gemacht hat, geht gar nicht." Die Außenwirkung sei verheerend.

Noch-Markt-Betreiber Eberhard Heieck von der Coex GmbH aus Cottbus bewertet es ähnlich, sieht juristisch aber keine Möglichkeit einzuschreiten. "Herr Ganso hat seine volle Standgebühr bezahlt, ich kann ihn nicht zwingen zu bleiben. Das ist wie mit einer Bahn-Fahrkarte - da kann Sie auch niemand zwingen, bis zum Zielbahnhof mitzufahren. Gleichwohl sei die Situation unbefriedigend.

Das sieht auch OB Andreas Henke so. Während des Telefongesprächs mit Händlern zeigte er am Mittwochabend Verständnis für deren Verärgerung. Zunächst sei der jetzige Marktbetreiber bis Donnerstag, 12 Uhr, zur Stellungnahme aufgefordert worden. Ferner werde er verpflichtet, die entstandene Lücke bis zum Marktende zu schließen.

Verärgert zeigte sich OB Henke aber vor allem über das Verhalten des künftigen Marktbetreibers: "Das ist kein gutes Signal, das Herr Ganso hier gibt." Er habe bereits den Vorsitzenden des Kulturausschusses über die aktuelle Entwicklung informiert. "Ich habe ihm empfohlen, das Verhalten von Herrn Ganso kritisch zu würdigen und gegebenenfalls die Vergabe zu überdenken", so Henke am Abend gegenüber der Volksstimme. Was Herr Ganso jetzt zeige, spreche weniger für seine Verlässlichkeit.

Ob eine Korrektur der Vergabeentscheidung noch möglich ist, scheint derweil offen. Jens Ganso erklärte am Mittwoch, dass er den Betreibervertrag ab 2015 bereits "wasserdicht und unterschrieben in der Tasche" habe. OB Henke sprach hingegen davon, dass er den Vertrag "später" erst noch unterzeichnen müsse.