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Karneval in Sachsen-Anhalt Fröhlich, jung und unpolitisch

Sachsen-Anhalt gehört nicht zu den Narren-Hochburgen, aber mit seinen 190 Vereinen zählt der Karneval-Landesverband 16700 Mitglieder. In diesem Jahr kamen sogar zwei neue Vereine hinzu.

Von Nadin Hänsch 12.02.2015, 02:18

Magdeburg l Wer glaubt, dass Karneval und Sachsen-Anhalt nicht zusammenpassen, der irrt. Dirk Vater, Präsident des Karneval-Landesverbandes (KLV), blickt optimistisch in diese Session: "Karneval hat in unseren Breiten eine lange Tradition." Die Mitgliederzahlen können sich durchaus sehen lassen. In ganz Sachsen-Anhalt gibt es 16700 Aktive. "Wir stehen immerhin von 36 Regionalverbänden an achter Stelle und auf Platz zwei in den neuen Bundesländern", betont Vater.

Er freut sich, dass sich in diesem Jahr sogar zwei neue Vereine gegründet haben - damit verzeichne der Landesverband 17600 Mitglieder. Darüber hinaus gebe es noch viele Gruppen, die nicht Mitglied im KLV seien.

Vergleichbar mit Städten am Rhein und am Main wie Köln, Düsseldorf oder Mainz sei das Volksfest in der Region zwar nicht, aber auch in Sachsen-Anhalt gebe es Hochburgen. "Besonders im mitteldeutschen Raum sind die Karnevalisten aktiv", sagt Vater. In Halle, Köthen und Dessau würden die großen Umzüge besonders viele Besucher anziehen.

In Magdeburg gibt es dagegen keinen Umzug mehr. "Das trägt sich wirtschaftlich nicht", sagte Ottojaner-Präsident Volker Klotsche kürzlich der Nachrichtenagentur dpa. Auf der letzten Hauptversammlung des Landeskarnevalverbandes im November wurden die regionalen Probleme angesprochen. "Veranstaltungsorte brechen weg, wie in Bad Suderode. Magdeburg hat Zuschauerprobleme, in manchen Orten werden neue Nutzungsgebühren für Trainings- und Probenräume erhoben, weil kommunale Kassen leer sind. Dies alles belastet und zwingt die Vereine, auch über neue Wege nachzudenken", sagt Vater.

Um den Nachwuchs macht sich der Präsident trotz des demografischen Wandels keine allzu großen Sorgen: "50 Prozent der 16700 Mitglieder sind Kinder und Jugendliche." Bei den Jüngeren sieht Vater kein Problem. Nur bei den Jugendlichen ab 15 Jahren werde es schwierig. "Durch Ausbildung, Wegzug oder Studium können viele nicht mehr am Vereinsleben teilnehmen." Dafür steige die Zahl der 20- bis 29-jährigen Narren wieder an. "Aber mit diesem Problem haben nicht nur wir, sondern alle Vereine in Sachsen-Anhalt zu kämpfen." Über massive Einbrüche habe bis jetzt aber noch kein Verein geklagt. "Gerade im ländlichen Raum sind die Veranstaltungen oft höher frequentiert, weil dort kulturelle Angebote fehlen." Manchmal sei auf den umliegenden Dörfern mehr los als in den nächstgelegenen Städten, sagt Vater.

Verstecken müssen sich die Sachsen-Anhalter mit ihrem Karneval nicht, nur der Hang, die Politiker aufs Korn zu nehmen, bleibt manchmal etwas auf der Strecke, findet auch der Karnevalspräsident. Dabei sollten es gerade die Narren sein, die den Politikern einen Spiegel vorhalten. "An politische Themen trauen sich viele Karnevalisten nicht ran", weiß der Präsident. Vater verspricht dennoch, dass es in dieser Session einige brisante Themen geben werde. "Die Umzugsbetreiber lassen sich vorher nicht gerne in die Karten gucken."

Einen zentralen Karnevals-umzug gibt es in Sachsen-Anhalt nicht, doch der Landesverband versuche, bei vielen Umzügen dabei zu sein. Am 22. April kann der Präsident auf 25 Jahre Karneval Landesverband zurückblicken. Das Jubiläum werde in Aschersleben gefeiert, dem Gründungsort des KLV. Höhepunkt ist in diesem Jahr die 17. Landesmeisterschaft im Tanzsport. Der Wettkampf wird wie im Vorjahr am 1. März in Merseburg-Meuschau ausgetragen. Über 530 Tänzer und etwa 620 Zuschauer werden dann erwartet.