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Finanztransparenz Katholische Kirche leidet unter alten Verlusten

Zum ersten Mal offenbart das katholische Bistum Magdeburg seinen weltlichen Besitz. Die Bilanz zeigt, wie verheerend die Verluste der Unternehmenstochter Gero waren.

Von Hagen Eichler 07.03.2015, 02:19

Magdeburg l Unter dem Druck der Öffentlichkeit hat die katholische Kirche damit begonnen, ihre Reichtümer transparent zu machen. Auf Volksstimme-Nachfrage hat nun erstmals auch das Bistum Magdeburg Zahlen auf den Tisch gelegt. Das Ergebnis: Völlig besitzlos ist es nicht - seine Reserven sind allerdings gering.

Dem Bistum selbst gehören netto gut neun Millionen Euro, angelegt in Bankguthaben, Wertpapieren, Beteiligungen und Sachanlagen. Die Summe errechnet sich aus einem Vermögen von 63,5 Millionen Euro bei Schulden von 54,4 Millionen Euro. Aus früheren Jahrhunderten überkommene Ländereien besitzt der Bischof nicht - ein Ergebnis der Reformation. Erst 1994 war Magdeburg wieder Sitz eines katholischen Bischofs geworden. Noch nicht bewertet sind die Immobilien, etwa das Roncalli-Haus in Magdeburg. "Das wollen wir bis zum Herbst abgeschlossen haben", kündigt Generalvikar Raimund Sternal an.

Bistum Magdeburg: Elf Millionen Euro auf der hohen Kante

Eigenen Besitz haben zudem noch zwei weitere Körperschaften. Da ist zum einen der Bischöfliche Stuhl, der mit 392.000 Euro ausgestattet ist. Verfügungsberechtigt ist Bischof Gerhard Feige - allerdings nur für die Erträge, wie der Generalvikar betont. "Das kann der Bischof für soziale Zwecke verwenden." Weitere 1,1 Millionen Euro besitzt das Kathedralkapitel, ein achtköpfiges Gremium, das den Bischof bei der Leitung der Kirche unterstützt. Auch hier ist der Immobilienbesitz noch nicht bewertet; es geht um ein Wohn- und Geschäftshaus in Magdeburg.

Alles in allem hat das Bistum Magdeburg knapp elf Millionen Euro auf der hohen Kante. Dabei könnte die Kirche deutlich besser dastehen - hätte sie nicht große Summen verspekuliert. Unter Feiges Vorgänger Bischof Leo Nowak wurde 2002 die Gero AG gegründet, die bald mit Millionen jonglierte. "Das ist jämmerlich gescheitert", bekennt Generalvikar Sternal, als Verlust sei ein "mittlerer zweistelliger Millionenbetrag" aufgelaufen.

Heute beziffert das Bistum den Wert der Gero-Gruppe auf null. Noch immer existieren 15 Tochtergesellschaften, etwa für die Beteiligung an meist im Hafen liegenden Containerschiffen. "Bis zum Jahr 2020 werden wir wohl brauchen, bis wir alles abgewickelt haben", sagt Sternal. Verluste seien allerdings nicht mehr zu erwarten. Gegen Nachforderungen habe sich das Bistum juristisch gewappnet.

Pfarreien ohne Vermögen

Bislang hatte die Kirche die Höhe ihrer Besitztümer geheimgehalten. Veröffentlicht wurde lediglich der laufende Haushalt, der in diesem Jahr 28 Millionen Euro umfasst. Die Einnahmen stammen zur Hälfte aus der Kirchensteuer, ein Viertel steuern die westdeutschen Bistümer bei, 20 Prozent der Staat.

Die Rücklagen des Bistums seien "ein Notgroschen", sagt Bistumssprecher Thomas Lazar. Vorgesehen ist das Geld auch für die Altersversorgung von Pfarrern und sonstigem Personal. Verglichen mit den großen süd- und westdeutschen Bistümern sind die Magdeburger arme Schlucker. Auf 3,4 Milliarden Euro hat gerade das Erzbistum Köln sein Vermögen beziffert. "Wir sind arm, aber wir leben damit, ohne zu jammern", sagt Magdeburgs Generalvikar Sternal.

Die einzelnen Pfarreien, die rechtlich selbstständig sind, stehen weitgehend ohne Vermögen da. Sie leben von Zuwendungen des Bistums, Spenden und der Kollekte. Ausnahme: die Pfarrei St. Maria in Köthen. Im 19. Jahrhundert vermachte Herzog Ferdinand von Anhalt-Köthen der Gemeinde zwei Kirchengüter, die bis heute solide Pachtzahlungen einbringen.