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Grundstücksmarktbericht Gier nach Bördeacker ungebremst

Bauern haben goldenen Boden. Nachfrage und Preise für Börde-Äcker entlang der A 2 steigen weiter an. Beim Eigenheimbau hingegen ist eine Sättigung erreicht. Das sind die beiden Trends des aktuellen Marktberichts.

Von Jens Schmidt 31.03.2015, 03:28
Ausflügler spazieren mit Hunden im Naturpark Altmühltal am 08.03.2015 bei Solnhofen (Bayern) über ein Feld. Foto: Daniel Karmann/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++
Ausflügler spazieren mit Hunden im Naturpark Altmühltal am 08.03.2015 bei Solnhofen (Bayern) über ein Feld. Foto: Daniel Karmann/dpa +++(c) dpa - Bildfunk+++ dpa

Magdeburg l Die Schwarzerdeböden der Magdeburger Börde sind nach wie vor heiß begehrt. Für einen Hektar besten Acker (zwei Fußballfelder) werden aktuell mehr als 22 000 Euro bezahlt. Vor zehn Jahren waren es gerade mal 8000 Euro. "Auch im vorigen Jahr hat das Preisniveau erneut angezogen", sagt Bauminister Thomas Webel (CDU) gestern bei der Vorstellung des Grundstücksmarktberichts für 2014. Für gute Ackerböden war es ein Plus von fast 19 Prozent. Ob Zinsflaute oder Börsensinkflug - "Anleger haben erkannt, dass Äcker eine ziemlich sturmfeste Anlage sind", meint Webel.

Die ungebremste Gier nach fruchtbaren Böden ist schön für Verkäufer, aber furchterregend für jene Bauern, die Land brauchen, bei Kauf oder Pacht aber nicht mehr mithalten können. Zudem schlagen vermehrt kapitalstarke Anleger zu, die nicht nur außerhalb Sachsen-Anhalts sitzen, sondern auch außerhalb des Landes ihre Unternehmenssteuern zahlen. Agrarminister Hermann Onko Aeikens (CDU) hat daher ein Gesetz in Vorbereitung, um besser eingreifen zu können. Dagegen regt sich auch Widerstand: Denn für Familien, die Land verkaufen, sind die tollen Erlöse ein gutes finanzielles Polster.

Nicht allein Äcker bringen Geld, auch für saftige Weiden wird gut bezahlt. Den größten Preishub gab es in der Region Stendal, wo die Grünlandpreise voriges Jahr um 26 Prozent kletterten. Ein Hektar bestes Grünland bringen dort wie auch in der Region Magdeburg mehr als 11 000 Euro; das ist doppelt so viel wie noch vor zehn Jahren. Ein ähnliches Bild ergibt sich beim Wald. Für wertvolle Bestände wie im Harz werden mittlerweile im Mittel mehr als 5000 Euro je Hektar verlangt.

Längst nicht so lebhaft ist der Eigenheimmarkt. Zwar wurden voriges Jahr bei leicht gestiegener Nachfrage und Preisen gut 1500 erschlossene Baugrundstücke gekauft - allerdings kann angesichts der historischen Mini-Bauzinsen von unter zwei Prozent von einem Boom nicht die Rede sein. "Wegen der demografischen Entwicklung ist hier eine gewisse Sättigung erreicht", erklärt Webel. Die Abwanderungswelle ist zwar abgeebbt, und im ersten Halbjahr 2014 gab es dank vieler EU-Ausländer sogar 600 mehr Zu- als Wegzüge. Wegen des enormen Geburtendefizits verliert Sachsen-Anhalt aber weiterhin Jahr für Jahr etwa 15 000 Einwohner. Der Anteil der Älteren wird größer, die jedoch oft schon ein Häuschen haben. Infolge des dramatischen Geburtenrückgangs und der starken Abwanderung in den 90er Jahren fehlen heute junge Familien.

Am schwungvollsten war der Grundstücksverkauf voriges Jahr in Großstadtrandlagen und Kleinstädten. In kleineren Städten zogen die Preise mit 30 Prozent am kräftigsten an, aber auf niedrigem Niveau von 40 Euro je Quadratmeter, was noch 10 Euro unter dem Landesmittel liegt. In Großstädten ließ der Kauf etwa nach, dort aber sind im Mittel mehr als 100 Euro für erschlossenes Bauland fällig. Wohlgemerkt im Mittel. In der Spitzenlage Magdeburgs müssen Käufer etwa 200 Euro je Quadratmeter kalkulieren.