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Feuerwehren im DauereinsatzAufräumen nach Orkan "Niklas"

Orkan "Niklas" gehört zu den stärksten Stürmen der vergangenen 30 Jahre. Er forderte insgesamt elf Menschenleben. Die Behörden in Sachsen-Anhalt haben indes am Mittwoch vor dem Betreten der Wälder und Parks gewarnt.

Von Aus den Lokalredaktionen 02.04.2015, 01:20

Magdeburg l Mindestens elf Menschen sind während des Orkans "Niklas" in Deutschland, Österreich und der Schweiz ums Leben gekommen. In Sachsen-Anhalt gab es zwischen Salzlandkreis und der Altmark ein Todesopfer und drei Verletzte. Die Höhe der Schäden ist noch nicht abzusehen. Die Versicherer erwarten viele Schadensmeldungen erst für die Zeit nach den Osterferien, wie der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft sagte.

Tausende Einsatzkräfte der Feuerwehren haben in Sachsen-Anhalt auf Straßen, Häuser und Fahrzeuge gestürzte Bäume beseitigt. Zahlreiche Lkw sind umgeweht worden. Allein auf der A 14 waren es laut Autobahnpolizei fünf am Dienstag, gestern lag erneut ein Laster auf der Seite und blockierte die Fahrbahn.

In der Altmark waren 265 Feuerwehren mit 1040 Einsatzkräften unterwegs. Straßensperrungen dauerten bis Mitternacht. Viele Einwohner hatten zu der Zeit auch keinen Strom, ebenso in anderen Teilen der Region. Insgesamt gab es in der Altmark zwei Kleinbrände, 163 Sturmschäden, vier Verkehrshindernisse sowie einen Verkehrsunfall mit einer eingeklemmten Person.

In der Landeshauptstadt war die Feuerwehr 180-mal im Einsatz. Die Aufräumarbeiten dauerten auch am Mittwoch noch den ganzen Tag lang an. Die Eröffnung der Bootssaison auf dem Adolf-Mittag-See wurde verschoben. Die Stadt könne zudem gegenwärtig nicht für die Verkehrssicherheit in den Parkanlagen und Friedhöfen garantieren. Durch die Auswirkungen des Orkans bestehe Lebensgefahr durch herunterfallende Äste oder umstürzende Bäume. Aufgrund der ergiebigen Niederschläge sind die Böden aufgeweicht, wodurch die Bäume an Standsicherheit verlieren. Auch der Landkreis Börde warnte vor dem Betreten der Wälder. Die Aufräumarbeiten sollen bis nach Ostern andauern.

Aufgrund von Sturmschäden an der Bahnstrecke war gestern Nachmittag der Abschnitt Magdeburg - Haldensleben gesperrt. Ein Busnotverkehr wurde bis zum Räumen der Strecke eingerichtet. Ansonsten pegelte sich der Bahnverkehr nach Verspätungen und Ausfällen landesweit wieder ein.

In der Börde meldete Polizei gestern zwei Schwerverletzte auf der B246a bei Remkersleben. Sie saßen in einem Transporter, als am Dienstagabend ein Baum während der Fahrt auf die Fahrerkabine stürzte. In der Grundschule Klein Wanzleben hat es ein Dach teilweise abgedeckt. Es war gerade erst nach dem Sturm im Januar repariert worden. Nun müssen die Dachdecker erneut ran. Der Schulbetrieb wurde aber fortgesetzt. Eine Windböe stieß einen 85-Jährigen in Barleben in einen Fluss. Der Mann erlitt eine starke Unterkühlung.

Der Harz kam recht glimpflich davon. Dort gab es mehr als 200 Feuerwehreinsätze. Ab heute soll auch der Verkehr der Selketalbahn wieder rollen.

"Niklas" knickte weniger Bäume als Kyrill um

Die Forstwirtschaft des Landes konnte am Tag nach dem Sturm aufatmen. Die Schäden waren nicht so hoch wie befürchtet und liegen deutlich unter den verheerenden Einschlägen, für die Orkan "Kyrill" im Januar 2007 gesorgt hatte. 2007 fielen dem Sturm allein im Oberharz 172000 Festmeter Holz zum Opfer. "Auf etwa 6000 Festmeter werden wir diesmal kommen", schätzt Volker Weber vom Forstbetrieb Oberharz. Ähnlich hoch beziffert Wolfhard Paul vom Landesforstbetrieb den Schaden für den Ostharz und das nordwestliche Harzvorland. "Einige tausend Festmeter. Das ist völlig unproblematisch", sagt er. Ein Festmeter entspricht einem Kubikmeter fester Holzmasse ohne Zwischenräume in der Schichtung.

Im mit 35000 Hektar größten Gebiet Landeswald im nördlichen Sachsen-Anhalt (Altmark, Börde) wird mit 20000 Festmetern Holz-Sturmschäden gerechnet. Andreas Kriebel vom Forstbetrieb Altmark kann die Holzhändler beruhigen: "Das ist überschaubar und wird keine Auswirkungen auf den Holzpreis haben."

Besonders schlimm hatte "Kyrill" 2007 auf den Höhenlagen des Flämings gewütet. Nicht so am Dienstag. Förster Toren Reis hat dort sein Revier: "Wir haben nur Einzelschäden, keinen flächenmäßigen Einschlag wie 2007."