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Brand in Tafelküche Gommern Defektes Heizgerät kostete Ehrenamtler das Leben

Sie halfen Bedürftigen - und fanden den Tod. Drei Ehrenamtler einer Tafel in Sachsen-Anhalt sterben bei einer Verpuffung. Vieles deutet auf einen technischen Defekt als Unglücksursache hin.

03.04.2015, 07:12

Gommern (dpa) - Der Tod von drei ehrenamtlichen Mitarbeitern der Tafel in Gommern bei Magdeburg ist möglicherweise auf ein defektes Heizgerät zurückzuführen. "Es sieht nach einem technischen Defekt aus", sagte der Sprecher der Polizeidirektion Nord in Magdeburg, Mike von Hoff. "Das haben die Spezialisten des Landeskriminalamtes festgestellt". Durch den Fehler an dem mit Gas betriebenen Ofen, der die Räume der sozialen Einrichtung im Kreis Jerichower Land beheizt habe, war es am Donnerstag zu einer Verpuffung gekommen. Am Donnerstagnachmittag waren drei Ehrenamtliche - eine Frau und zwei Männer - bei einer Verpuffung im Küchenbereich ums Leben gekommen. Nach Polizeiangaben wurden drei weitere Helfer verletzt. Näheres zu ihrem Gesundheitszustand konnte der Sprecher zunächst nicht sagen. Auch zur Schadenshöhe lagen noch keine Informationen vor.

Mittlerweile sind die drei Opfer identifiziert. Bei der am Donnerstag ums Leben gekommenen Frau handele es sich um eine 59-Jährige aus dem Raum Möckern, sagte ein Polizeisprecher. Die getöteten beiden Männer seien ein 32-Jähriger aus Gommern sowie ein 72-Jähriger aus Möckern.

Die Verpuffung habe eine Druckwelle und eine Stichflamme ausgelöst, berichtete der Bürgermeister von Gommern, Jens Hünerbein (parteilos). Der 41-Jährige war selbst als Feuerwehrmann im Einsatz. Als Konsequenz aus dem Unglück sollen nun die Sicherheitsstandards bei allen Tafeln in Sachsen-Anhalt überprüft werden.

Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) sprach den Angehörigen der Opfer seine Anteilnahme aus. "Der Tod der drei ehrenamtlichen Mitarbeiter der Sozialeinrichtung in Gommern macht uns alle tief betroffen", erklärte Haseloff. "Wir trauern mit den Angehörigen."

Auch beim Bundesverband Deutsche Tafel löste das Unglück Entsetzen aus. "Wir sind bestürzt und tieftraurig", sagte der Vorsitzende Jochen Brühl. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer und den Verletzten." Nach Brühls Worten hat es ein derart schweres Unglück bei den Tafeln noch nicht gegeben. "Für uns ist es ein Schock - das macht uns sprachlos." Der Bundesverband kann sich laut Brühl auf gut 60 000 Helfer stützen.

"Nun ist Aufklärung gefragt", betonte Andreas Steppuhn, der seit dem 10. März ehrenamtlicher Landesvorsitzender der Tafeln ist. Zugleich sagte er der Einrichtung in Gommern bestmögliche Unterstützung bei der Bewältigung des Unglücks zu. "Was wir tun können, werden wir tun", erklärte der SPD-Landtagsabgeordnete. "Unser Mitgefühl gilt den Angehörigen und ihren Familien." Nach Steppuhns Angaben ist das Deutsche Rote Kreuz (DRK) Jerichower Land Träger der Tafel in Gommern.

Spezialisten des Landeskriminalamtes und eine sogenannte Tatortgruppe der Polizei hatten sofort nach der Verpuffung mit der Ursachenforschung begonnen. Unter anderem entdeckten sie nach Angaben Hoffs das defekte Heizgerät.

Steppuhn kündigte an, dass unabhängig von den Ermittlungsergebnissen bei allen Tafeln in Sachsen-Anhalt die Sicherheitsstandards überprüft werden sollen. "Wir gehen aber davon aus, dass die jeweiligen Träger der Tafeln vor Ort schon in der Vergangenheit alle vorgeschriebenen Sicherheitsstandards eingehalten haben", erklärte der Vorsitzende.

Nach Angaben des Bürgermeisters hat die Verpuffung das einstöckige Gebäude in einem Gewerbegebiet in Gommern nicht so stark beschädigt, dass es abgerissen werden müsste. Bei der Tafel werden laut Hünerbein jeden Donnerstag an Hilfebedürftige Lebensmittel ausgegeben, die in der Regel von Unternehmen oder Supermärkten gespendet werden. Etwa 30 bis 50 Leute nutzten die kostenlose Ausgabe. Zum Unglückszeitpunkt waren offenbar nur noch Helfer in dem Gebäude. Als Reaktion auf das Unglück wurde das Osterfeuer in Gommern, erklärte Bürgermeister Jens Hünerbein.

Gommern hat etwa 5200 Einwohner - mit dazugehörigen Gemeinden ist es etwa doppelt so groß - und liegt knapp 20 Kilometer südöstlich von Magdeburg.