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Hannover Messe Die Welt liebt den Mittelstand

Unternehmen aus Sachsen-Anhalt knüpfen noch bis Freitag während der Hannover Messe Kontakte und werben um neue Kunden. Auf der größten Industrieschau der Welt ist das eine Herausforderung - mit ungleichen Mitteln. Denn die großen Aussteller haben neben ihrer Ingenieurskunst auch Geheimwaffen im Gepäck.

15.04.2015, 01:28

Hannover l Es sind bemerkenswerte Parallelen, die den ehemaligen Torhüter der deutschen Fußballnationalmannschaft, Jens Lehmann, mit einem deutschen Maschinenbauer zusammenbringen. "Uns verbindet die gemeinsame Faszination für präzises Greifen und konzentriertes, sicheres Halten", schreibt der ehemalige Ballfänger der besten Kicker des Landes über sein Engagement bei der süddeutschen Schunk GmbH. Der Spezialist und Marktführer für Spanntechnik und Greifsysteme hat den Fußballer in Ruhestand als Werbeträger gewonnen. Ein Schachzug, der sich im Umfeld der weltgrößten Industriemesse für das Unternehmen auszahlt.

Deutschen Schlussmännern werden Spitzenleistungen, Zuverlässigkeit und Präzision nachgesagt. Vor allem in Asien genießen die Torhüter aus der Bundesrepublik seit der Weltmeisterschaft 2002 in Japan und Südkorea einen ausgezeichneten Ruf. Die Galionsfigur Lehmann lockt auf der Hannover Messe so auch vor allem Besucher aus China, Japan und Südkorea an den Stand des Greifspezialisten Schunk. Die Botschaft mit Markengesicht Lehmann ist klar: Mit unserer Technik gewinnen unsere Kunden jedes Spiel.

Das Spiel von Schunk findet für die Aussteller aus Sachsen-Anhalt in einer anderen Liga statt. 24 haben sich unter einem Gemeinschaftsstand zusammengefunden. Zusammen hoffen sie, so für Aufmerksamkeit und Zulauf sorgen zu können. Doch die Unternehmen aus Sachsen-Anhalt müssen auch selbst aktiv werden. "Die Vorbereitung auf die Messe ist wichtig. Wir empfehlen, aus den 6500 Ausstellern mögliche Kunden herauszusuchen und diese auf der Messe gezielt anzusprechen", erklärt Frauke Flenker-Manthey, Sprecherin der Investitions- und Marketinggesellschaft Sachsen-Anhalt, die den Stand betreut.

Ideen aus Sachsen-Anhalt für den Weltmarkt

Felix von Limburg will die Gelegenheit nutzen, auf der Messe Aussteller aus 65 Ländern ansprechen zu können. Er ist Geschäftsführer des Bauindustriespezialisten BT-Innovation aus Magdeburg. Der Stolz des Unternehmers ist ein Haus, das sich innerhalb von nur zwei Stunden aufbauen lassen und nur rund 5000 Euro kosten soll. "Wir wollen das auf der Messe bekannt machen", sagt von Limburg. Eine komplette Familie findet in dem Bau Platz. "Abgesehen von den Betten und Schränken wird das so aufgestellt", sagt er und deutet auf ein Modell. Vor allem für Entwicklungsländer und Regionen, die derzeit viele Flüchtlinge aufnehmen, sei dieses Wohn-Konzept interessant, erklärt von Limburg. Eine Gruppe Inder kommt am Stand vorbei und nimmt einen Prospekt des "Low-Cost-Hauses" mit.

Der Mazedonier Marjan Davidovski streift durch die 26 Messehallen. Er legt an diesem Tag einen weiten Weg zurück, denn die Hannover Messe findet auf dem größten Messegelände der Welt statt. Davidovski ist Einkäufer für ein Stahlwerk im mazedonischen Kavadarci. In dem grauen Mantel und dem karierten Hemd fällt er auf. Denn Davidovski sieht nicht aus wie der typische Geschäftsmann. Am Sachsen-Anhalt-Stand bleibt er bei Fritz Fauter stehen. Der Geschäftsführer entwickelt mit seiner Firma Systeme, die den Staub aus Fabrikanlagen herausfiltern.

Filter aus Barleben für Stahlwerk in Mazedonien?

Für das Stahlwerk von Davidovski könnten die Produkte der Firma aus Barleben (Landkreis Börde) interessant sein. Fritz Fauter deutet auf das Modell eines Filters, das neben den beiden Männern auf einem Tisch steht. Fauter erklärt dem Einkäufer die Vorzüge seines Systems. Davidovski nickt. Die beiden Männer lachen und tauschen Visitenkarten. Fritz Fauter steht nach dem Gespräch der Schweiß auf der Stirn. Aber er ist zufrieden. "Ein gutes Gespräch bedeutet nicht automatisch einen neuen Auftrag. Aber daran können wir anknüpfen", erklärt Fauter. Sein Unternehmen braucht neue Kunden. Erst im vergangenen Jahr sind 1,5 Millionen Euro investiert worden. Neue Maschinen, neues Lager. "Wir wollen nicht nur wachsen, wir müssen auch", sagt Fauter.

Neue Aufträge sind für den deutschen Mittelstand kein Zufall. Unternehmen aus aller Welt sind auf zuverlässige Lieferanten angewiesen. Deutsche Mittelständler profitieren dabei von ihrem Ruf. Das Siegel "Made in Germany" öffnet nach wie vor so manche Tür. Das wird auf der Hannover Messe deutlich. "Die deutschen Produkte sind die Besten", sagt Hitch Cai begeistert. Der chinesische Geschäftsmann ist auf der Suche nach Partnern, die sein Unternehmen nach vorne bringen. Cai ist Assistent des Geschäftsführers von Pinxing Motors, einem Motorenhersteller aus der chinesischen Industriestadt Shanghai.

Nicht ohne Grund ist Cai am Stand der Anhaltischen Elek- tromotorenwerke Dessau (AEM) stehen geblieben - einem von 19 Einzelausstellern aus Sachsen-Anhalt. Das Modell eines Motors hat den Chinesen offensichtlich beeindruckt. Immer wieder streicht er über die Verkleidung, schaut sich die deutsche Ingenieurskunst genau an. AEM-Mitarbeiter Sebastian Orlamünde kommt dazu. Das Englisch von Cai ist brüchig, mit Händen und Füßen erklärt er sein Interesse. Orlamünde hat Geduld. Er weiß, wie er mit der Kundschaft aus Fernost umgehen muss. Am Ende steht der Austausch der Kontaktdaten - und eine mögliche Zusammenarbeit zwischen Unternehmen aus Sachsen-Anhalt und China.