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Borkenkäfer und Zecken Das große Krabbeln

Von Ann-Christin Schneider 29.04.2015, 01:18

Magdeburg (dpa) l Nach dem warmen Winter wird es dieses Jahr in Sachsen-Anhalt viele Borkenkäfer geben. "Normalerweise erfriert ein Großteil der Larven über den Winter. Das ist dieses Jahr ausgeblieben", sagte der Geschäftsführer des Naturschutzbundes BUND Sachsen-Anhalt, Oliver Wendenkampf, der Deutschen Presse-Agentur in Magdeburg.

Mit einer Durchschnittstemperatur von 2,3 Grad Celsius waren die Werte von Dezember 2014 bis Februar 2015 deutlich höher als der langjährige Mittelwert von 0,4 Grad Celsius, wie der Deutsche Wetterdienst in Offenbach berichtete. Mit 110 Litern Regen pro Quadratmeter war Sachsen-Anhalt außerdem das trockenste Bundesland und gehörte mit 159 Sonnenstunden zu den sonnenreichsten Regionen in Deutschland.

Die Forstwirtschaft müsse sich deswegen auf mehr zerstörte Bäume durch den Borkenkäfer einstellen, sagte Wendenkampf. Gerade die Wälder mit nur einer Baumart, wie sie im Harz vorkommen, begünstigten eine Vermehrung. Denn weiches Holz gehöre zu den bevorzugten Nahrungsquellen des Borkenkäfers. "Viele gleiche Bäume bilden folglich die ideale Nahrungsgrundlage für die Insekten. Bei Mischkulturen würde ihnen die Nahrung schneller ausgehen", sagte Wendenkampf.

Andere Insekten wie der Asiatische Laubholzbockkäfer seien hingegen unabhängig vom Winterwetter, sagte Ursel Sperling von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau in Bernburg. Die Larve und die Puppe des Käfers entwickelten sich komplett im Inneren der Äste von Laubgehölzen. "Die Larve ist also im Holz sehr gut geschützt und relativ unabhängig von der Witterung." Der Asiatische Laubholzbockkäfer hatte bereits im vergangenen Jahr zu massiven Schäden in Magdeburg geführt.

Der Klimawandel zieht aber noch weitere fremde Arten nach Sachsen-Anhalt. "Eine Springspinnenart, die aus der Mittelmeerregion stammt, ist nun auch hier zu finden. Ihre Bisse können auch für den Menschen unangenehm werden", sagte BUND-Geschäftsführer Wendenkampf. Auch die Zecken hätten dank der milden Temperaturen gut überwintern können. Vor ihnen müssten sich Wanderer und Naturliebhaber in diesem Frühjahr besonders durch lange Kleidung schützen, sagte Wendenkampf. Zeckenstiche können unter anderem Borreliose übertragen. Die Zahl der Borreliose-Fälle im Land sei aber bislang mit der aus dem Vorjahr zu vergleichen, sagte Constanze Gottschalk vom Dezernat Gesundheits- und Hygienemanagement des Landesamtes für Verbraucherschutz in Halle. "Es gab im 1. Quartal dieses Jahres 31 gemeldete Borreliose-Fälle, im letzten Jahr waren es 36 Fälle um diese Zeit", sagte Gottschalk.

Doch nicht nur das Winterwetter allein wirkt sich auf die Insekten aus. Pilzliche Parasiten könnten genauso die Populationen dezimieren, sagte Annette Kusterer von der Landesanstalt für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau. Gärtner können deswegen beruhigt sein: Blattläuse, Ameisen und Engerlinge gebe es nicht mehr als sonst.