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Magdeburger Gartenfreunde Riebeseel: "Diese Probleme sind ein Einzelfall"

Der Magdeburger Verband der Gartenfreunde ist in Schieflage geraten, weil finanzielle Reserven aufgebraucht wurden. Droht dieses Schicksal auch anderen Verbänden? Stehen Gartensparten vor dem Ruin, weil Pächter fehlen? Der Landesverband bestreitet das vehement.

Von Oliver Schlicht 04.05.2015, 03:33

Magdeburg l Hartmut Daasch, Vorsitzender vom Bezirksverband Altmark der Gartenfreunde, schüttelt etwas ungläubig mit dem Kopf. "Es ist nur sehr schwer nachvollziehbar, was da im Magdeburger Stadtverband passiert", sagt er. Wäre das existenzgefährdende Abschmelzen von Rücklagen auch in der Altmark möglich? Daasch: "Nein, ganz sicher nicht. Finanzausfälle können durch die Vereine bislang stetig ausgeglichen werden. Entweder durch Neuverpachtung zum Beispiel auch als privater Spargelgarten oder Schulgarten oder durch Angleichung der Pachtzahlungen."

30 Vereine sind im Bezirksverband mit knapp 2000 Mitgliedern organisiert. "Alle Vereine bilden Rücklagen. Das ist auch notwendig. Finanzielle Schwierigkeiten sind mir weder von Vereinen noch im Verband bekannt", so Daasch.

Wirtschaftsprüfer soll Kassenlage klären

Die Gartenfreunde in Sachsen-Anhalt blicken derzeit sorgenvoll nach Magdeburg. Im dortigen Stadtverband rumort es kräftig. 14.000 Mitglieder zählt der Verband. Dem internen Prüfungsbericht des neuen Verbandsschatzmeisters, Hans-Otto Schlehf, zufolge sollen sich die Rücklagen des Stadtverbandes von 2002 bis 2014 um 1,8 Millionen Euro auf aktuell nur noch 200.000 Euro reduziert haben. Abrechnungen für größere Summen sollen fehlen. Wenn nichts geschieht, drohe gar die Zahlungsunfähigkeit des Stadtverbandes.

Im Vorstand sind diese Anschuldigungen umstritten. Nach außen hält man sich bedeckt. Verlässliche Informationen, wie viel Rücklagen tatsächlich fehlen und wofür das Geld ausgegeben wurde, gibt es offiziell nicht. Verbandschefin Ute Simon erhält vom Vorstand Rückendeckung. Ein externer Wirtschaftsprüfer soll jetzt die Kassenlage des Magdeburger Verbandes überprüfen - eine Prozedur, die mehrere Wochen dauern kann.

Der zunehmende Leerstand in Kleingartenanlagen des Landes sorgt seit Jahren für Schlagzeilen. Die Zahl der bewirtschafteten Parzellen ging laut dem Landesgartenverband von 188.000 im Jahr 1990 auf aktuell knapp 100000 zurück. In mittelgroßen Städten sind Leerstandsquoten um 30 Prozent keine Seltenheit. Das sorgt für Pachtausfälle.

Pachtausfälle werden ausgeglichen

In der Regel treten die regionalen Gartenverbände gegenüber Kommunen, der Kirche oder auch Privatpersonen als Pächter der Kleingartenflächen auf. Die Mitgliedsvereine pachten ihre Vereinsflächen dann vom Regionalverband. Landes- und Bundesgartenverband profitieren anteilsmäßig von den Pachtzahlungen der Mitglieder.

Doch die werden immer weniger. Treiben Pachtausfälle in Zukunft Kleingartenvereine in den finanziellen Ruin? "Nein, mit Sicherheit nicht", betont der Präsident des Landesverbandes der Gartenfreunde, Peter Riebeseel. "Ich kenne die Vorgänge in Magdeburg im Detail nicht. Aber sicher ist, dass man sie nicht verallgemeinern kann. Sie sind ein Einzelfall."

Pachtausfälle durch Leerstand würden von den Vereinen zum Beispiel durch eine höhere Pacht der verbliebenen Mitglieder ausgeglichen. "Mir ist nicht bekannt, dass finanzielle Schwierigkeiten irgendwo existenzbedrohende Folgen für Vereine oder Verbände hätten", so der Präsident.

81 Prozent der Gartenflächen verpachtet

Der Landesverband sei zwar über die Rücklagenhöhe der Mitgliedsverbände nicht im einzelnen informiert. Größere Verbände wie der Stadtverband Dessau mit 6000 Mitgliedern und die Gartenfreunde Saale/Unstrut in Naumburg mit 4000 Mitgliedern hätten aber auf Nachfrage versichert, dass die finanziellen Rücklagen stabil seien und nicht abgeschmolzen wurden.

Riebeseel warnte davor, die Stadtgartenverbände des Landes unter Generalverdacht zu stellen. "Das ist Unsinn. Immerhin sind in Sachsen-Anhalt zusammengenommen 81 Prozent der Gartenflächen verpachtet." Wer ordentlich wirtschafte, habe auch keine Sorgen.