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Wettbewerb "Jugend debattiert" Politische Bildung: "Dann steht die NPD im Unterricht"

Die besten Redner unter den Schülern des Landes wetteiferten am Montag im Landtag um die Krone bei "Jugend debattiert". Im Finale ging es um Fußball, Polizei und das Wahlrecht.

Von Oliver Schlicht 12.05.2015, 03:19

Magdeburg l Spannungsgeladen wie selten geht es am Montagnachmittag im Landtag zu. Im Finale des Landesausscheides des Wettbewerbs "Jugend debattiert" waren zuvor unter 32 Teilnehmern jeweils vier Finalisten in zwei Altersgruppen gekürt worden - 8. bis 10. Klasse und 11. bis 13. Klasse. 3025 Jungen und Mädchen in 28 Schulen hatten insgesamt in den Monaten zuvor in Regionalwettbewerben teilgenommen.

Punkt 14 Uhr geht das Finale los. Im Plenarsaal: Die anderen Teilnehmer, Politiker verschiedener Parteien und Vertreter von Stiftungen, die den bundesweit ausgetragenen Wettbewerb unterstützen. Die Regeln: Ein Thema wird debattiert. Gegenüber stehen sich zwei Paare, die das Thema Pro und Kontra vertreten. Jeder spricht eingangs zwei Minuten, dann kommt ein Disput, in dem alle sich die Bälle zuspielen, dann bekommt jeder noch eine Minute Schlussredezeit.

Fairness gegenüber dem Steuerzahler

Erstes Thema bei der jüngeren Gruppe: Sollen die Fußballvereine der 1. und 2. Bundesliga zukünftig die Einsatzkosten der Polizei zur Absicherung des Geschehens selber tragen?

Jawohl, findet Laura Betschka aus Magdeburg. "80 Prozent der Kosten sollten die Vereine übernehmen, dann kann mehr Geld in die Bildung gesteckt werden", sagt sie. Falsch, findet Josy Barteld aus Staßfurt. "Die Menschen haben ein Recht auf Schutz. Und wenn die Vereine mehr für Sicherheit bezahlen müssen, erhöhen sie die Eintrittspreise."

Robert Bürkner aus Bitterfeld-Wolfen pflichtet ihr bei: "Vereine haben viele Ausgaben für Spielertransfers und die Jugendförderung. Das können sie nicht auch noch bezahlen." Lea Heidenreich aus Naumburg lässt das nicht gelten: "Es ist fair gegenüber dem Steuerzahler, der nicht zum Fußball geht, wenn die Vereine finanziell mit in Verantwortung genommen werden." So gibt ein Wort das andere. Am Ende entscheidet sich die Jury knapp für Josy Barteld vom Dr.-Frank-Gymnasium aus Staßfurt als Landessiegerin.

Debatte um politische Bildung im Unterricht

Das hat schon fast Tradition. Im vergangenen Jahr hatte der Schüler der gleichen Schule, Benjamin Hilprecht, den Landeswettbewerb und - sensationell - anschließend auch den Bundeswettbewerb aller 16 Landesvertreter gewonnen. Hilprecht ist auch gestern vor Ort und schwingt als Zeitnehmer die goldene Parlamentsglocke von Landtagspräsident Detlef Gürth (CDU).

Mit der älteren Gruppe der 11. bis 13. Klasse wiederholte sich anschließend die Debatte. Diesmal geht es um Pro und Kontra eines möglichen Wahlrechtes für Jugendliche ab 16 Jahre bei der Landtagswahl.

Mehr politische Bildung über die Parteien im Sozialkundeunterricht verlangt Katharina Schade aus Naumburg. "Und dann steht auch die NPD im Unterricht?", fragt provokant Daniel Kretschmer aus Staßfurt. Er ist ebenso wie Anne Buhl aus Naumburg gegen ein Landeswahlrecht für Jugendliche, weil "die einfach noch nicht genügend informiert sind und zu radikalen Standpunkten neigen". "Eben deshalb muss politische Bildung früher einsetzen. Dazu gehört auch das Wahlrecht", kontert Conrad Heilemann aus Magdeburg.

Junges Sachsen-Anhalt ist klug und redegewandt

Der Saal darf nach beiden Debatten ebenfalls mit roten und grünen Pro-und-Kontra-Karten abstimmen. Sowohl beim Thema Fußball als auch bei der Frage nach dem Wahlrecht ist keine klare Mehrheit zu erkennen.

Unter den Älteren gewann am Ende Katharina Schade aus Naumburg. Sie wird nun am 27. Juni gemeinsam mit Josy Barteld die Landesfahne beim Bundeswettbewerb in Berlin hochhalten. Vielleicht gelingt ja noch einmal ein Sieg wie im Vorjahr. Sachsen-Anhalt wird 2015 in jedem Fall nicht nur klug und redegewandt, sondern auch "in der B-Note" schön vertreten - wenn diese Anmerkung erlaubt ist.