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Magdeburg vs. Offenbach Das Herz der Region schlägt blau-weiß

Fanschals auf der Rückbank und gehisste blau-weiße Fahnen im Vorgarten: Die Region fiebert heute in Magdeburg und am Sonntag in Offenbach um den Aufstieg in die 3. Liga. Der 1. FC Magdeburg hat 54 Fanclubs, 42 kommen aus der Region.

Von Matthias Fricke 27.05.2015, 03:19

Magdeburg l Mike Ristig sitzt am Montagnachmittag in einem Campingstuhl vor einem Fanladen im Magdeburger Stadtteil Stadtfeld. Zu ihm gesellen sich immer mehr junge Menschen, auch einige Familien sind dabei. Der Magdeburger hat extra seine Fahrstunden für den Lkw-Führerschein verschoben, denn er stellt sich auf eine lange Nacht ein. Erst am nächsten Morgen gegen 10 Uhr soll der Fan-Laden öffnen. Die Wartenden wollen alle noch eine der wenigen Karten für das Rückspiel am Sonntag in Offenbach ergattern.

Die Schlange am Laden wird immer länger. Es dämmert bereits. Damit es gerecht zugeht, zerteilt der Fan eine A4-Seite und vergibt Nummern. Danach darf in Ruhe und gemütlicher Runde gefachsimpelt werden - über die Mannschaft, den Aufstieg, der zum Greifen nahe ist. Indes bleiben auf der Straße immer wieder Autos stehen. Gleichgesinnte Fußballanhänger steigen aus, bringen den Wartenden Kaffee und spendieren auch einen Kasten Bier.

Kurz nach Mitternacht dann die Erlösung der geduldigen blauweißen Fans: Shop-Betreiber Andreas Müller zeigt Mitleid und verkauft die letzten 50 Karten vorzeitig. Die Freude ist auch bei Mike Ristig groß. Gegen 1 Uhr hält er eine davon in der Hand.

Das Herz schlägt blau-weiß

Diese Schlacht um Eintrittskarten, zumindest für das Hinspiel, haben Wanzleber Fans aus der Börde bereits gewonnen. Rüdiger Petrasch, Präsident des SV Blau-Weiß Empor: "Von uns werden 60 Leute zum Spiel fahren."

Ähnlich FCM-begeistert zeigt sich auch Detlef Zimmer, Sportvorstand des Burger BC 08. Sein Club hat den Aufstieg bereits geschafft - in dem Fall in die Verbandsliga. Jetzt drückt er dem FCM die Daumen: "Ich habe die erfolgreichen Jahre in den 70ern als junger Fußballer miterlebt. Mein erstes Flutlichtspiel im Stadion war die Europapokalpartie gegen Beroe Stara Sagora (Bulgarien)." Und auch heute fiebert Zimmer mit dem FCM mit.

Das gehört für Janet Stacke und ihren Mann Thomas aus Schönebeck ebenfalls bei jedem Spiel ihres Vereins dazu. Seit 2006 ist die heute 44-Jährige waschechter Fan des FCM. "Mein Herz schlägt blau-weiß", sagt sie deshalb mit Überzeugung. "Jedes Jahr hoffe ich, dass wir aufsteigen", berichtet sie. Eine Hoffnung, die ihrer Meinung nach beim heutigen Spiel in Magdeburg bewahrheitet wird.

Größter Fußballverein Sachsen-Anhalts

Mario Amling aus Arendsee im Altmarkkreis Salzwedel hat zum Beispiel für Mittwoch extra Urlaub genommen. Er ist der Vorsitzende des Fanclubs Altmark Nord. Normalerweise trifft er sich mit den 20 Mitgliedern seiner blauweißen Gemeinschaft bei Auswärtsspielen in seinem Haus am selbst errichteten FCM-Altar zum Spielabend und zu den Heimspielen in Magdeburg. "Diesmal haben aber nur sieben von uns Karten bekommen", sagt er.

Solche eingefleischten Anhänger hat der Club viele, sagt FCM-Fanbeauftragter Ralf Dobberitz. 54 Fanclubs gibt es, 42 kommen aus der Region. Der 55. dürfte in Kürze gegründet werden, der erste im Ausland. Der 60-jährige Vietnamese Khoa war 1974 Student in Magdeburg, begleitete vor kurzem einige Tage den Fanbeauftragten.

Der 1. FC Magdeburg ist der größte Fußballverein in Sachsen-Anhalt. Mit etwa 2000 Mitgliedern hat der Club doppelt so viele wie der HFC. Auch bei Facebook sind mit 28.000 Klicks doppelt so viele Nutzer erklärte Fans. Die Offenbacher reisen übrigens mit 28 Bussen an. Die Bundespolizei rechnet lediglich mit 20 bis 40 Bahnreisenden. Die Polizei ist mit mehreren Hundertschaften im Einsatz.