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Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt Hilfesuchende mit horrenden Rechnungen

Zoff mit der Bank, Ärger wegen der Strom- und Gasrechnung oder wegen einer zugefallenen Tür - immer wieder werden Sachsen-Anhalter über den Tisch gezogen. Die Anfragen bei der Verbraucherzentrale erreichen Höchstwerte.

29.05.2015, 01:20

Halle (dpa) l Von Banken und Sparkassen zu Unrecht erhobene Kreditbearbeitungsgebühren haben 2014 zu einem Ansturm auf Sachsen-Anhalts Verbraucherzentrale geführt. Etwa viermal mehr als im Vorjahr hätten die Experten allein wegen Beschwerden und Anfragen zu Finanzdienstleistungen zu tun gehabt. "Das hat eine enorme Nachfragewelle ausgelöst", sagte die Rechtsexpertin der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt, Gabriele Emmrich, am Donnerstag in Halle zu den Schwerpunkten der Arbeit im Vorjahr.

Anlass waren neue Urteile des Bundesgerichtshofs zu Kreditbearbeitungsgebühren, wonach diese unzulässig sind. Deshalb wurde den Angaben zufolge mehr als 20.000 Mal allein bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt ein entsprechender Musterbrief abgerufen. "Einige Banken und Sparkassen haben aber trotz eindeutiger Rechtslage unwahrscheinlich gemauert. Mit fadenscheinigen Begründungen wurden Verbraucher bei der Rückzahlung der Kreditbearbeitungsgebühr hingehalten", sagte Geschäftsführer Volkmar Hahn.

Näher unter die Lupe nahmen die Verbraucherschützer auch die Praktiken von Schlüsselnotdiensten. "Es kam teilweise zu horrenden Rechnungen", sagte Emmrich. Dubiose Notdienste seien am Werk, die per Telefon Leistungen anböten.

In ihrer Not, etwa weil ein Kind allein in der Wohnung war, hätten Verbraucher aber an diese Geschäftemacher bis zu 500 Euro gezahlt - "für eine simple Arbeit wegen einer zugeschlagenen Tür". Zum Vergleich: Der ortsübliche Handwerkerlohn liege dafür in Sachsen-Anhalt zwischen 30 und 52 Euro, sagte Emmrich.

Unzulässige Verträge, Telefonwerbung, Abzocke per Internet, angebliche Geldforderungen oder Gewinnversprechen sorgten zudem nach wie vor für viel Arbeit, sagte Hahn. Hinzu kämen Beratungsanfragen von Verbrauchern zum Wechsel beim Strom- und Gasanbieter.

Rund 100.000 Menschen suchten den Angaben zufolge 2014 Rat bei der Verbraucherzentrale Sachsen-Anhalt. Hinzu kamen 200.000 Besuche im Internet. Die Verbraucherzentrale hat 2014 rund 2,4 Millionen Euro unter anderem durch Beratungen sowie öffentliche Mittel eingenommen.