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Sparkassenskandal Sonderprüfung von 40 Krediten in Stendal

Die Vorwürfe im Stendaler Sparkassen-Skandal sind millionenschwer: Häufig gewechselte Dienstwagen, Scheinrechnungen bei Bauvorhaben und riskante Kredite für Freunde werden Ex-Chef Dieter Burmeister vorgehalten. Jetzt schaltet sich die Bankenaufsicht mit einer Sonderprüfung ein.

08.06.2015, 01:29

Stendal l Per Postzustellungsurkunde traf die Anordnung kurz vor Pfingsten in der Zentrale der Kreissparkasse ein. Absender: Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht - kurz BaFin. Die Kontrolleure kündigen brisanten Besuch an. Vier Mitarbeiter der Bundesbank werden am 15. Juni im Rahmen einer Sonderprüfung bei dem altmärkischen Kreditinstitut anrücken. Sie wollen rund 40 größere Kreditvorgänge unter die Lupe nehmen.

Nach außen hin gibt man sich bei der Sparkasse unaufgeregt. "Diese sogenannten Sonderprüfungen finden in allen Banken in regelmäßigen Abständen statt", sagt der neue Vorstandsvorsitzende Jörg Achereiner auf Volksstimme-Fragen.

Urlaubssperre und "heller Aufruhr"

Branchenkenner registrieren in Stendal jedoch "hellen Aufruhr". Ein kleines Team wurde inzwischen abgestellt, um die von der BaFin angeforderten Akten aufzubereiten. Für die Fachabteilung gilt während der Prüfung eine Urlaubssperre.

Nach Volksstimme-Informationen interessiert sich die Bankenaufsicht insbesondere für Kreditengagements aus den letzten Dienstjahren des Ende 2012 ausgeschiedenen langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dieter Burmeister. In zwei Fällen ermittelt hier seit Herbst bereits die Staatsanwaltschaft.

Das Kreditinstitut wirft seinem Ex-Chef vor, mit riskanten Geschäften und gegen den Rat der Fachleute einen Schaden von rund 1,5 Millionen Euro verursacht zu haben. Profitiert davon hätten Firmen des ehemaligen Stendaler Landrates Lothar Riedinger (CDU) und eines befreundeten Unternehmers (Volksstimme berichtete).

Kreditvergabe von Vater und Sohn

Hat Burmeister hier seine Kompetenzen überschritten? In der regionalen Bankenszene wird seit Monaten spekuliert, dass unter seiner Amtszeit die strengen Mindestanforderungen an das Risikomanagement missachtet worden sind. So soll er gemeinsam mit seinem Sohn Kredite verantwortet haben. In diesen Zusammenhang fällt auch die Frage, inwieweit die Kontrollmechanismen des Ostdeutschen Sparkassenverbandes möglicherweise umgangen wurden oder versagt haben.

Der BaFin steht bei den Prüfungen ein umfangreiches Instrumentarium von Sanktionen zur Verfügung - von der schriftlichen Abmahnung über Bußgelder bis zum Entzug der Banklizenz. Achereiner will die Ergebnisse der Prüfung abwarten: "Hinsichtlich der daraus dann eventuell abzuleitenden Maßnahmen wird eine Entscheidung des Verwaltungsrates erfolgen."

Das Aufsichtsgremium hatte erst jüngst bekräftigt, die "bisher eingebrachten Kreditverfehlungen" Burmeisters weiterhin juristisch zu verfolgen. Aufgrund "schwerwiegender Pflichtverletzungen" hatte das Kreditinstitut bei ihm sämtliche Versorgungsbezüge ausgesetzt.