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V-Mann "Corelli" Linke beantragt Debatte im Fall "Corelli"

Von Jens Schmidt 01.07.2015, 03:10

Magdeburg l Der Streit um einen angeblichen Geheimnisverrat durch Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) beschäftigt weiter den Landtag. Am Freitag wird dieser öffentlich ausgetragen. Die Linke beantragte dazu jetzt eine Aktuelle Debatte. Am Dienstag wurde das Thema noch hinter verschlossenen Türen behandelt: Stahlknecht stand in der geheim tagenden Parlamentarischen Kontrollkommission PKK Rede und Antwort.

Kontakt zum NSU

Doch auch danach sehen weder Opposition noch Koalitionspartner SPD den Verdacht zerstreut, dass der Minister 2012 in einem Hintergrundgespräch mit Journalisten dazu beigetragen haben könnte, einen Informanten des Verfassungsschutzes zu enttarnen.

Bei der Quelle handelt es sich um den V-Mann "Corelli", der Thomas Richter hieß. Er war 18 Jahre lang Top-Informant in der Neonazi-Szene gewesen. Der Hallenser hatte auch Kontakt zur rechten Terrorzelle NSU um Uwe Mundlos. 2014 starb Richter an einem Zuckerschock. PKK-Mitglied Sebastian Striegel, Grüne, sagte am Dienstag: "Ich habe nach der Sitzung mehr Fragen als Antworten." Diese Stimmung dominiert auch bei SPD und Linken. Striegel fordert von Stahlknecht, die Vorwürfe öffentlich aufzuklären. "Da der Minister ohnehin der Meinung ist, keine Geheimnisse verraten zu haben, ist es absurd, das in geheimer Runde zu besprechen." Stahlknecht hat den Vorwurf des Geheimnisverrats strikt zurückgewiesen. Außerdem will die PKK vom Bundestag den geheimen Untersuchungsbericht zum Fall Corelli abfordern.

"Absurd" bis "fragwürdig"

Der drei Jahre zurückliegende Vorgang kam vorige Woche hoch, da ein Geheim-Gutachten über "Corellis" Rolle publik wurde. Die PKK forderte das Papier jetzt an. Darin wird auch das Gespräch Stahlknechts mit Journalisten im September 2012 erwähnt. Stahlknecht hält es für ein "fragwürdiges Vorgehen", im Landtag über ein Geheimpapier öffentlich zu reden. Bereits ab August 2012 hatten damals Zeitungen über den Neonazi Thomas Richter, seine Verbindungen zum NSU und seiner Mitgliedschaft beim Ku-Klux-Klan berichtet. Am 13. September 2012 fragte die Linke-Politikerin Petra Pau im NSU-Untersuchungsausschuss im Zusammenhang mit dem Ku-Klux-Klan nach einem V-Mann "Corelli".

Am Tag darauf fragte der MDR bei Stahlknecht an, ob es sich bei "Corelli" um Thomas Richter handele. Stahlknecht sah die Quelle nun bei Journalisten als enttarnt an und in Gefahr. In einem Gespräch mit leitenden Redakteuren von Volksstimme, Mitteldeutscher Zeitung und MDR bat er um sensiblen Umgang mit dem Thema. "Ich habe meine Amtspflicht ausgeübt, um ein Menschenleben zu schützen", sagte er jetzt. Der Bundesverfassungsschutz hielt "Corelli" bereits Anfang September 2012 für gefährdet. Er stattete Richter mit einer neuen Identität aus und ließ ihn zunächst in Großbritannien untertauchen.