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Nach Traktor-Unfall Ein verfluchtes Haus mit Dachschaden

Auf dem Haus, in das am Donnerstag ein Traktor gekracht ist, soll ein Fluch liegen.

Von Birgit Schulze 31.07.2015, 18:19

Uchtdorf l Als ihm am Donnerstag Vormittag ein Traktor ins Haus kracht, da werkelt Olaf Knull aus Uchtdorf gerade auf dem Hof. "Ich habe die Bremsen gehört und noch gedacht, der knallt wohl auf das Auto an der Straße. Dann rumste es gewaltig und ich habe meine Hausecke fliegen sehen." Er hat ziemlich viel Glück gehabt, denn dort, wo ein Traktor am Donnerstag gegen 11 Uhr in sein Haus an der Uchtdorfer Lindenstraße krachte, da steht er selbst des Öfteren beim Plaudern mit Nachbarn. Für seine Mutter Ilona ist das Ganze ein noch größerer Glücksfall, denn in dem Haus seien schon zwei Menschen zu Tode gekommen, weiß sie zu erzählen.

Irgendwann zu DDR-Zeiten soll das gewesen sein. Zuerst war der Hausbesitzer nach dem Sturz von einer Leiter verstorben und später ertrank der neue Lebensgefährte der Witwe in der Badewanne. "Auf dem Haus lastet wohl ein Fluch", sagt Ilona Knull.

Unfallhaus zieht Neugierige an

Der Unfall sorgt für Gesprächsstoff. Nicht nur im Ort und nicht nur am Tag des Unfalls. Scharen von Menschen waren während der Aufräumarbeiten im Dorf unterwegs, es hielten auch später immer wieder Vorbeifahrende an, um sich den Schaden anzusehen. "Ich wollte schon einen Stand mit Würstchen aufmachen", sagt Olaf Knull am Tag danach.

Der Sarkasmus des Uchtdorfers soll wohl auch ein wenig über die Sorgen hinwegspielen, denn es wird einige Zeit dauern, bis das Haus wieder in dem Zustand ist, den es vorher hatte. Das weiß angeputzte Backsteingebäude an der Lindenstraße ist 1898 errichtet worden, im Jahre 2000 hatte Olaf Knull das Objekt umfangreich saniert. Eigentlich wollte er sich jetzt den Nebengebäuden auf dem Grundstück widmen, doch nun kommt alles anders.

Nach der stundenlangen Aufräumaktion von Feuerwehr und Abschleppunternehmen dichtete er mit Hilfe seines Cousins noch am Abend die offene Hausecke ab. Der tragende Deckenbalken ragt nach wie vor schräg aus dem Haus heraus, Holz und Steine liegen auf dem Gehweg. Wie stabil die Dachkonstruktion jetzt tatsächlich ist, das lässt sich wohl erst einschätzen, wenn das Dach geöffnet wird. Doch zunächst soll sich ein Gutachter der Versicherung den Schaden ansehen. Wann der kommt, war gestern noch nicht klar.

Traktorfahrer hat gerade ausgelernt

Die Steine der Außenwand liegen nicht nur in der Einfahrt des Grundstückes, auch im Schlafzimmer des Uchtdorfers haben sie sich verteilt, sind wie Geschosse durch den Raum geflogen und haben Gegenstände vom Kleiderschrank geworfen.

Olaf Knull hat als Anwohner der Hauptdurchfahrtsstrecke im Dorf schon so manches Mal gedacht, dass ihm wohl irgendwann mal ein Lkw ins Haus knallen könnte. "Die ballern hier manchmal mit fast 100 Sachen in den Ort rein", erzählt er. Dass es eines Tages ein Traktor sein würde, das hat er nicht erwartet.

Direkt nach dem Unfall hat Olaf Knull mit dem unter Schock stehenden jungen Mann geredet, der den Unglücks-Traktor gefahren hatte. "Ich habe ihn gefragt, ob er noch Azubi ist. Er sagte, er habe gerade erst ausgelernt", erzählt er. Wenn es nach Olaf Knull ginge, dann sollte die Ortsdurchfahrt Uchtdorf Poller und eine 30-Stundenkilometer-Begrenzung bekommen. Die Anwohner der Lindenstraße würden dann deutlich ruhiger leben, findet er.