Niedrigwasser Rinnsal Elbe

Die Elbe wird flacher und flacher. Heute sind es nur noch 65 Zentimeter in Magdeburg. Normal wären knapp zwei Meter.

Von Jens Schmidt 03.08.2015, 19:52

Magdeburg l Gerade mal knietief steht das Wasser am Pegel Strombrücke in Magdeburg. Tendenz: weiter fallend. "65 Zentimeter - das ist ein Negativrekord seit 50 Jahren", sagt Friedrich Koop, Chef des Wasser- und Schifffahrtsamtes in Magdeburg. So wenig Wasser floss zuletzt 1964 die Elbe runter. Damals wurden 58 Zentimeter gemessen.

Die Fahrrinne für die Schiffe ist zwar einen halben Meter tiefer - doch sobald sie weniger als 1,60 Meter bietet, läuft es für Binnenschiffe nicht mehr optimal. Das ist in Magdeburg seit gut zwei Monaten der Fall. Am Montag waren es sogar nur 1,15 Meter, da ging nichts mehr. Im Juli schipperten Frachter gerade mal 3000 Tonnen durch die Stadtstrecke - normalerweise sind es in guten Jahren etwa 60 000 Tonnen im Monat.

Bereits im vorigen Jahr hatten die Binnenschiffer mit Niedrigwasser zu kämpfen. Die Tonnage sank auf 420 000 Tonnen - im Jahr zuvor waren es 770 000 Tonnen.

Auch im Hafen Aken sieht es jetzt mau aus. Vorigen Freitag hat ein Schubverband noch eine Ladung nach Hamburg gebracht. "Ende der Woche soll der nächste kommen - doch da sehe ich keine Chance", sagt Hafenchef Peter Ziegler. Der Schubverband bringt riesige, sperrige Schlacketransporter für die Stahlindustrie zum Überseehafen Hamburg. Die Teile stammen aus einem Werk in Leipzig, werden per Lkw nach Aken transportiert, dort zusammengebaut und dann aufs Binnenschiff verladen.

Auch die Containerlinie kommt nicht mehr bis Aken durch. "Und die war in den letzten zehn Jahren eigentlich immer gefahren", sagt Ziegler. Die Schiffe stoppen nun im Hafen Magdeburg, von wo aus wöchentlich bis zu 100 Container mit Lkw zu den Empfängern gefahren werden.

Der Hafen in Magdeburg hat keine Probleme mehr, wenn in der Elbe wieder einmal Ebbe herrscht. Seit 2013 verhindert eine Niedrigwasserschleuse, dass die Hafenbecken leerlaufen. Sie wird geschlossen, wenn der Wasserstand unter den Mittelwert von 1,95 Meter fällt. In diesem Jahr ist die Schleuse seit dem 7. Mai ununterbrochen in Betrieb. So können gut beladene Frachtschiffe die Landeshauptstadt über den Mittelland- und Elbe-Havel-Kanal ansteuern. Die Kanäle bieten ganzjährig genügend Wasser unterm Kiel.

Auch die Weiße Flotte hat für diese Woche ihre Rundfahrten abgesagt. Nur am Wochenende sollen einige Touren über die Kanäle des Wasserstraßenkreuzes angeboten werden.

Die Lage wird sich in den nächsten Tagen nicht bessern. "In der Nacht zu Mittwoch und zum Sonntag sind zwar ein paar Schauer möglich, doch es bleibt hochsommerlich", sagt Anja Juckeland vom Deutschen Wetterdienst in Leipzig. Erst ein flächendeckender, länger anhaltender Regen würde die Wasserstände wieder ansteigen lassen. "Doch das ist derzeit nicht in Sicht." Zwar regnete es im Juli ganz ordentlich , doch die zuvor ausgemergelten Böden haben eine Menge Wasser aufgesaugt. Im Mai wurde das Regensoll mit nur 40 Prozent erfüllt, im Juni mit 58 Prozent.

Eine sehr lange Niedrigwasserperiode hatte es zuletzt 2003 gegeben. Die dauerte von Juni bis Dezember. Damals sank der Wasserstand in Magdeburg auf 67 Zentimeter.