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Schädel und Knochen einer Frau in Saurasen entdeckt / Tote ist vermisste Ex-Freundin von Gabor Sprungk Skelettfund im Wald: Doppelmörder von Mansfeld nun Dreifachmörder?

Von Bernd Kaufholz 19.02.2011, 04:31

In einem Waldstück bei Mansfeld wurden die sterblichen Überreste einer Frau gefunden. Untersuchungen der Rechtsmedizin Halle haben ergeben, dass es sich bei der skelettierten Toten um das vermutlich dritte Opfer des verurteilten Doppelmörders von Mansfeld, Gabor Sprungk, handelt.

Mansfeld. Die Kriminalpolizei des Kantons Zug hatte den Sachsen-Anhalter schon lange als Tatverdächtigen auf der Liste. Denn die Schweizer Beamten waren sich sicher, dass Gabor Sprungk aus Mansfeld seine 47 Jahre alte Freundin aus Rotkreuz umgebracht hat. Das Dilemma der Ermittler: Es gab keine Leiche. Und ohne Leiche – kein Mord.

Das hat sich jetzt schlagartig geändert. Waldarbeiter fanden bei Saurasen im Mansfelder Land die skelettierte Leiche einer Frau. Es handelt sich um Maria Kaempf-Riberio, die seit vier Jahren auf der Vermisstenliste der Schweizer Polizei steht.

Gabor Sprungk war mit der Dunkelhaarigen eine Zeit lang zusammen gewesen. Nach seiner Entlassung aus dem Gefängnis – er hatte in Halle acht Jahre wegen Vergewaltigung abgesessen – war er 2004 in die Alpenrepublik gegangen und dort der Geliebte der Schweizerin geworden.

Die letzte Spur von Kaempf-Riberio war eine Geldabhebung an einem Geldautomaten in Mansfeld. Sprungk wurde nachgewiesen, dass er die 250 Euro gezogen hatte und nicht die vermisste Verkäuferin. Doch war diese Tatsache noch kein schlüssiger Beweis dafür, dass der heute 40-Jährige auch mit dem Verschwinden seiner Freundin etwas zu tun hatte.

Verurteilt wurde Gabor Sprungk letztlich wegen eines Doppelmordes in der Mansfelder Waldsiedlung. Dort hatte er am 29. Juli 2008 die Rentnerin Annemarie S. und kurz darauf den Arzt Dr. Horst G. umgebracht.

Der Mörder hatte in dem abgelegenen Häuschen nach Bargeld gesucht, weil er sich vor seinem erneuten Haftantritt in die Schweiz absetzen wollte. Der Ex-Fremdenlegionär war am 2. April 2008 vom Landgericht Halle zu zwei Jahren und sieben Monaten Gefängnis verurteilt worden. Den Hausarzt hatte der Täter mit einem fingierten Telefonanruf in das Haus gelockt, weil er wusste, dass der 64-Jährige einen Mercedes fährt. Er wollte den Wagen als Fluchtauto benutzen.

Nachdem er Rentnerin und Arzt stranguliert hatte, machte er sich auf den Weg in die Schweiz. Dort wurde er am 1. Juli 2008 in einem Biergarten in Waliswill Bipp (Kanton Bern) aufgrund des Haftbefehls im Zusammenhang mit dem Verschwinden seiner Schweizer Freundin festgenommen.

In Vorbereitung auf den Doppelmordprozess vor dem Landgericht Halle war es auch um die Frage gegangen, wo sich die vermisste Maria Kaempf-Riberio befindet.

Den Ermittlern in der Schweiz hatte Sprungk damals verschiedene Unfall-Versionen angeboten. Zuletzt hatte er gesagt, dass es im parkenden Auto einen Streit gegeben habe. Dabei sei die Frau aus dem Auto gestiegen und habe weglaufen wollen. Sprungk, der ihr angeblich folgen wollte, will sie dabei unabsichtlich überfahren haben. Um nicht in den Verdacht zu kommen, etwas mit dem Tod der Schweizerin zu tun zu haben, habe er sie in einen Teppich eingerollt, mit Gurten festgezurrt und sie in den Rheinfall bei Schaffhausen geworfen.

Doch diese Version ist nun ad absurdum geführt. Bei dem Frauenschädel, der in Plastikfolie eingewickelt war, und weiteren Knochen wurden Gegenstände und Bekleidungsstücke gefunden, die eindeutig der Vermissten zugeordnet werden können. Die Leichenteile waren übrigens unweit der Stelle gefunden worden, wo Ermittler 2007 nach Hinweis der Schweizer Kollegen das Auto von Sprungk entdeckt hatten. Die Suche nach der Vermissten im Bereich von Saurasen war damals jedoch nicht erfolgreich.

"Einen Zusammenhang mit dem verurteilten Doppelmörder Gabor S. können und wollen wir gegenwärtig nicht herstellen", sagte Behördensprecher Andreas Schieweck gestern der Volksstimme.

Dass es sich um ein Tötungsdelikt handelt, dürfte aufgrund des abgetrennten Kopfes allerdings keine Frage sein. Ermittler sind sich außerdem sicher, die Tat dem zu lebenslanger Haft unter Berücksichtigung der besonderen Tatschwere und zu anschließender Sicherungsverwahrung verurteilten Sprungk zuordnen zu können.