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Wie die Kanzlerin im Wahlkampf Ost und West gegeneinander ausspielt Merkels Salzwedel-Syndrom

Von Steffen Honig 09.03.2011, 05:33

Über das Verhältnis von Bundeskanzlerin Angela Merkel zur altmärkischen Kreisstadt Salzwedel war bislang nichts Negatives bekannt. Im Gegenteil: Die Kanzlerin hatte mal auf der "Grünen Woche" am berühmten Baumkuchen genascht und soll begeistert gewesen sein.

Doch in Merkels Innerem scheint es zu kochen, wenn sie nur an Salzwedel denkt. Das folgt aus den Attacken der Christdemokratin, die sie derzeit gegen die Hansestadt reitet. Anlass ist der Landtagswahlkampf in Baden-Württemberg, in dem die CDU wegen des Stuttgart-21-Desasters schwer zu kämpfen hat.

Aus der schwäbischen Provinz, genauer aus Gammertingen, berichtete die "Stuttgarter Zeitung", dass ausgerechnet Salzwedel in Sachsen-Anhalt herhalten muss, wenn Merkel den Gegnern des von der Union forcierten Stuttgarter Bahnprojektes die Leviten liest. Kostprobe: Die mittelalterliche Wirtschaftsmetropole liege heute im Schatten der Weltgeschichte. Salzwedel habe einen Bahnhof, aber den Anschluss verpasst. Die Arbeitslosenzahlen seien zweistellig in Salzwedel, wo Linke, Grüne und Sozialdemokraten den Stadtrat beherrschten.

Angesichts dieser schlimmen Ost-Verhältnisse weiß die schwäbische Hausfrau, von Merkel gern als Synonym für deutsche Tugenden angeführt, was sie an der CDU hat. Was sie vielleicht nicht weiß: Auch Sachsen-Anhalt hat eine CDU-geführte Regierung und in anderthalb Wochen ist Landtagswahl.

Kleiner, aber entscheidender Schwachpunkt bei Merkels Salzwedel-Aversion: Sie hat die Stadt als Kanzlerin noch nie offiziell besucht. Sonst hätte sie wohl längst noch ein Haar in der Suppe gefunden. Berühmteste Salzwedelerin ist nämlich Jenny von Westphalen, spätere Gattin eines gewissen Dr. Karl Marx …