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Chef des Verbandes gerät nach Delegiertenkonferenz immer mehr in die Kritik Im Landesfeuerwehrverband macht sich Frust breit

Von Bernd Kaufholz und Josephine Schlüer 07.04.2011, 04:33

Der Landesfeuerwehrverband Sachsen-Anhalt mit mehr als 47 000 Mitgliedern steht spätestens seit dem vergangenen Wochenende vor einer Zerreißprobe. Hintergrund der Spannungen innerhalb der Interessenvertretung von Feuerwehr- leuten ist, dass der Vorstand nicht entlastet werden konnte, weil bei der Delegiertenkonferenz kein Abschlussbericht vorlag. Querelen gibt es im Verein bereits seit längerer Zeit.

Magdeburg. Der Unmut sitzt bei vielen Delegierten der Konferenz noch tief. Besonders die Vertreter der Jugendfeuerwehren sind mit dem Ausgang des Jahrestreffens mehr als unzufrieden. Michael Kiel, Chef der Feuerwehrnachwuchsorganisation, hält sich dennoch merklich zurück. "Die Situation des Landesverbandes ist offensichtlich an einigen Stellen sehr schwierig", meinte er. In der Zusammenarbeit zwischen Jugendwehr und Landesverband gebe es "eindeutigen Verbesserungsbedarf".

Dass es mit dem Verband nicht zum Besten steht, wurde auch dadurch belegt, dass ein Vorstandsmitglied kurzfristig abgesprungen war und niemand nachgewählt werden konnte.

Der Gipfel war indes, dass der Vorstand keinen Abschlussbericht für das vergangene Jahr vorlegte und somit nicht entlastet werden konnte. Eine nachvollziehbare Begründung dafür gab es nicht.

Wie ein Teilnehmer berichtete, seien Beschlüsse in jüngster Zeit nur noch im kleinen Kreise gefasst worden. Ein anderer sagte: "Feuerwehr, das heißt besonders Kameradschaft. Aber davon ist im Verband nichts mehr zu spüren."

Besonders in der Kritik steht Hans-Ulrich Schlegel, seit einem knappen Jahr Landesvorsitzender. Der Feuerwehr-Seiteneinsteiger hat mit seiner "schwierigen Persönlichkeit", wie ihn ein Mitglied der Jugendfeuerwehr charakterisierte, nicht nur Mitglieder verprellt, er bekam vor einger Zeit sogar vom Innenministerium eine gelbe Karte gezeigt.

Teil seines "selbstherrlichen Auftretens" war, dass er unberechtigt mit Blaulicht durchs Land fuhr. Auch bei Löscheinsätzen trat er bei Feuerwehrkollegen ins Fettnäpfchen. Er tauchte dort auf und verlangte barsch, dass ihm der jeweilige Einsatzleiter Bericht erstatte. Seine Begründung war, er müsse seinerseits dem Innenminister berichten.

"Völlig abwegig", hieß es ges-tern aus dem Ministerium. Der Minister habe sich noch nie von einem Vereinsvorsitzenden zu Einsatzlagen berichten lassen.

Schlegel war schriftlich untersagt worden, in dieser Manier weiter zu verfahren. Er musste diese Belehrung gegenzeichnen.

Kritik an der Verbandsarbeit gab es in der Vergangenheit auch in Bezug auf die Finanzen. Nach Volksstimme-Informationen wurden Fördermittel des Innenministeriums nicht ordnungsgemäß eingesetzt. Die Konsequenz davon war, dass Gelder zurückgezahlt werden mussten. Auch das Finanzamt hat sich mit dem Verein befasst, weil es Probleme mit der Steuer gab.

"Wir haben dem Verband immer wieder Unterstützung angeboten", sagte gestern Innenminister Holger Hövelmann (SPD. "Denn wir brauchen einen starken und gut arbeitenden Landesfeuerwehrverband."

Schlegel wollte sich zur Situation des Verbandes gestern nicht äußern. Man solle Fragen schriftlich einreichen.

Dasselbe Prozedere hatte der Unternehmer aus Weißenfels der Volksstimme bereits im Vorfeld der Delegiertenkonferenz vorgeschlagen: "Wenn Sie dazu fragen an mich haben, müssen Sie wie bei Anfragen ans Innenministerium oder die Staatsanwaltschaft verfahren: Drei Tage vorher schriftlich einreichen", hatte Schlegel gemeint.