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Die Blankenburger Rennrodel-Olympiasiegerin Tatjana Hüfner über ihren rasanten Sport, ihre liebste Urlaubsbeschäftigung und ihren Schlitten Arbeiten im Grenzbereich – "Das neue Arbeitsgerät ist eine wahre Rakete"

15.04.2011, 04:35

Olympiasiegerin, viermalige Gewinnerin des Gesamtweltcups und dreifache Weltmeisterin – die in Blankenburg /Harz beheimatete Rennrodlerin Tatjana Hüfner fuhr auch in der zurückliegenden Saison allen davon. Mit Volksstimme-Redakteur Klaus Renner plauderte die 27-jährige Sport- soldatin und derzeit beste Rennrodlerin der Welt über ihre Zukunft, Hobbys, Trainer und ihr superschnelles Sportgerät.

Volksstimme: Das Internationale Olympische Komitee (IOC) hat als vierte Rennrodel-Disziplin die Team-Staffel ins Olympiaprogramm ab 2014 in Sotschi aufgenommen. Sie sind dann 30 – für Sie ein Thema?

Tatjana Hüfner: Aber klar. Die Staffel ist eine sehr attraktive Wettkampfform für Sportler wie Zuschauer. Das gibt einen neuen Kick. Man muss am Start reagieren, wenn unten im Ziel der Kollege anschlägt und sich das Tor öffnet. Das macht unheimlichen Spaß, weil man sofort ein Feedback erhält.

Volksstimme: Ihre Wettkampfsaison ist seit Anfang März vorbei. Wer Sie kennt, weiß, dass Sie jetzt nicht auf der faulen Haut liegen, oder?

Hüfner: Ein paar Tage der Entspannung habe ich mir schon gegönnt. Mit meiner Schweizer Rodelkollegin Martina Kocher verbrachte ich einige schöne Tage in St. Moritz. Wir haben dann noch auf der imposanten Natureisbahn trainiert, die Skipisten rings um den schönen Ort Celerina unsicher gemacht, viel Cappuccino getrunken und über Vergangenes und Zukünftiges nachgedacht.

Volksstimme: Wie ordnen Sie die vergangene Saison ein, in der Sie ja mit dem 100. Weltcupsieg in Folge für das deutsche Team einen Rekord für die Ewigkeit aufgestellt haben?

Hüfner: Es war eine Saison mit vielen Höhen. Wider Erwarten bin ich auch zügig mit meinem neuen Schlitten klargekommen, mit dem ich bekanntlich sehr gut durch die Saison gekommen bin. Ich habe mit Hilfe meines Trainers André Florschütz und des Mechanikers Wolfgang Scholz gelernt, mit diesem Schlitten relativ konstant zu fahren. Wir befanden uns aber im absoluten Grenzbereich.

Volksstimme: Was muss sich Otto-Normal-Rodler darunter vorstellen?

Hüfner: Wir haben festgestellt, dass das neue Arbeitsgerät eine wahre Rakete werden kann, deren Qualitäten wir auf fast jede Bahn bringen konnten. Das wollen wir kommende Saison noch verfeinern, so dass ich die Speed-Entwicklung des Schlittens auch im kommenden Winter in jedem Wettkampf stabil ins Ziel bringen kann.

Volksstimme: Eines Ihrer Hobbys ist ja Klettern und Bergsteigen. Welche Gipfel haben Sie in diesem Jahr schon bezwungen?

Hüfner: In meinen zwei Urlaubswochen bin ich natürlich wieder sehr viel geklettert und gewandert. Diesmal war ich auf dem Eiger und der Jungfrau im Berner Oberland. Vor zwei Jahren hatte ich den Mönch bezwungen. Alle Gipfel sind mehr als 4000 Meter hoch.

Volksstimme: Ist für Sie ein Tag ohne Sport überhaupt vorstellbar?

Hüfner: Eigentlich nicht. In den letzten Tagen habe ich mich in Berchtesgaden unter Anleitung eines Physiotherapeuten zwei Wochen lang auf mein Sommertraining vorbereitet – auch wieder mit Klettern und Bergsteigen. Seit dieser Woche befinde ich mich wieder in Oberhof.

Volksstimme: Dort, wo Sie das gesamte Jahr über leben und trainieren. Trotzdem sind Sie aber Mitglied des Wintersportclubs Erzgebirge Oberwiesenthal.

Hüfner: Das soll auch so bleiben. Ich habe vor neun Jahren an der Eliteschule des Wintersports in Oberwiesenthal mein Abi gemacht. Seit 2002 gehöre ich der Sportfördergruppe der Bundeswehr in Oberhof an, die eben in Oberhof trainiert.

Volksstimme: Mit ihrem Mechaniker Wolfgang Scholz arbeiten Sie schon länger zusammen, André Florschütz ist dagegen erst seit der vergangenen Saison ihr Coach. Wie groß ist deren Anteil an Ihren Erfolgen?

Hüfner: Wir sind ein sehr gut funktionierendes, harmonisches und konstruktives Team. Wolfgang Scholz war in jeder Situation mein Ansprechpartner. Diese Lage ergab sich, weil André Florschütz, der ja bis zur letzten Saison noch erfolgreich im Doppelsitzer unterwegs war, zu vielen Weltcups und Lehrgängen auf Grund seines Trainerstudiums nicht an meiner Seite sein konnte.

Volksstimme: Wann können Ihre Familie und Ihre Freunde Sie wieder einmal in Ihrer Heimatstadt Blankenburg begrüßen?

Hüfner: Das dürfte wohl zu Ostern der Fall sein. Denn kommende Woche beginnt in Oberhof schon wieder die Vorbereitung auf den nächsten Winter. Zwar starten wir mit viel allgemeinem athletischem Training, Kraft- und Koordinations-übungen sowie Spielen. Aber dann dauert es auch nicht mehr lange, und wir steigen in das intensivere Training ein.