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Erste Daten zum Wolfs-Telemetrieprojekt Tina und Zora senden SMS: "Hier sind wir"

Von Silke Janko 19.04.2011, 06:31

Die Landesamt für Umweltschutz hat wenige Wochen nachdem zwei junge Wölfinnen mit Sendern ausgestattet wurden, die ersten Ergebnisse des Telemetrie-Projektes veröffentlicht. Danach halten sich die einjährigen Tiere vorwiegend im Areal des Truppenübungsplatzes Altengrabow (Jerichower Land) auf.

Burg. Tina und Zora, so haben die beiden Biologinnen, Gesa Kluth und Ilka Reinhardt, die in Rietschen (Landkreis Görlitz/Sachsen) das Wildbiologische Büro Lupus betreiben, die beiden Jungtiere genannt. Tina trägt seit dem 15. März 2001 das etwa 650 Gramm schwere Sendegerät am Hals, Zora seit dem 26. März. Dafür wurden die beiden Tiere, die aus dem Wolfsnachwuchs des vergangenen Jahres auf dem Truppenübungsplatz Altengrabow (Jerichower Land) stammen, mit einem Kescher fixiert. Sie erhielten dann eine Spritze und im betäubten Zustand einen Sender am Hals. Dabei wurden Proben für einen Gentest genommen, und die Tiere wurden vermessen und gewogen.

Der Sender erfasst nun alle vier Stunden den Aufenthaltsort der Tiere. "Der Sender ist so progammiert, dass er eine bestimmte Anzahl von Daten per SMS an Lupus schickt", erläutert Gesa Kluth. Eine Live-Auswertung, wo Tina und Zora sich gerade befinden, ist nicht möglich.

Die erste Auswertung ergab, dass sich die Jungtiere, die erst zum Jahresende geschlechtsreif werden, noch in der Nähe ihrer Eltern aufhalten - im großen und geschützten Areal des Truppenübungsplatzes. "Bei den Daten handelt es sich um einen allerersten Eindruck", erklärt Kluth. Die beiden Biologinnen sind gespannt, wohin die Tiere wandern werden. Wölfe haben in der Regel einen Bewegungsradius von rund 300 Quadratkilometern.

Erst vor kurzem, so Kluth, sei ein junger Wolf südlich von Hamburg gesichtet worden. Woher das Tier genau kommt, wisse man nicht. Das nächste bestätigte Wolfsrudel sei das in Altengrabow, so dass die Vermutung naheliegt, das Jungtier stammt von dort. "Alan", ein mit Sender ausgestatteter Jungwolf aus der Lausitz (Brandenburg), habe von April bis Oktober 2009 sogar eine Strecke bis nach Weißrussland zurückgelegt.

Tina und Zora sind derzeit die einzigen Wölfe in Deutschland, die mit einem Sender ausgestattet durch die Wälder streifen. Weitere in Sachsen-Anhalt lebende Wölfe mit Sendern auszustatten, ist nicht geplant. "Wir sind sehr froh, dass es bei zwei Tieren geklappt hat", erklärt die Biologin. Zwar wurden in den vergangenen Jahren auch sechs der in der Lausitz lebenden Wölfe mit Sendern ausgestattet: Die Batterien haben allerdings nur eine Lebensdauer von zwei Jahren. Da das Halsband automatisch abfällt, wenn die Batterien nicht mehr funktionieren, gehen die Lupus-Biologinnen davon aus, dass die Tiere nun wieder ohne Sender sind.

Nach Angaben des Landesumweltamtes in Halle sind inSachsen-Anhalt derzeit in zwei Regionen Wölfe bestätigt: In der Altengrabower Heide zwei Elterntiere mit mindestens acht Welpen, wahrscheinlich sogar neun Welpen. Die fünf Jungwölfe des Jahres 2009 wurden auf den Fotofallen nicht mehr nachgewiesen. Sie sind vermutlich abgewandert. Auf dem Truppenübungsplatz in der Annaburger Heide (Landkreis Wittenberg ) lebt seit 2010 ein territorialer Einzelwolf.

In der Lausitz gibt es derzeit sechs Rudel und zwei Paare ohne Welpen, insgesamt schätzungsweise 45 bis 50 Wölfe - das größte Vorkommen in Deutschland. In Altengrabow wurde 2009 die erste Wolfsreproduktion in Deutschland außerhalb der Lausitz nachgewiesen. Vermutet wird, dass die jetzt in Sachsen-Anhalt heimischen Raubtiere aus der Lausitz eingewandert sind.

Spätestens seit dem Riss eines Schafes im September 2008 bei Nedlitz (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) ist klar, dass mit der natürlichen Wiederansiedlung des Wolfes auch Probleme mit Tierhaltern entstehen können. Erst Anfang März hatte ein Wolf in Gollbogen (Landkreis Anhalt-Bitterfeld) 25 Mutterschafe gerissen: Das Landesverwaltungsamt zahlt in dieser Woche dem Tierhalter eine Entschädigung aus, teilte das Agrarministerium auf Nachfrage mit.

Das Landesumweltamt verweist in seinem Internetauftritt auf die sogenannte "Gebietskulisse zur Förderung der Prävention von Wolfsschäden". Danach müssen Tierhalter in dem Gebiet (siehe Karte) einen Grundschutz gewähren: Dazu gehören ein mindestens 90 Zentimeter hoher Elektrozaun mit mindestens 2500 Volt und Maschen oder Litzen. Der Abstand vom Boden muss kleiner als 20 Zentimeter betragten. Ohne Strom gesicherte Maschendrahtzäune müssen mindestens 1,40 Meter hoch sein. Im Umkreis von 30 Kilometern können Tierhalter eine Förderung für den Aufbau eines Grundschutzes erhalten. Keine Entschädigung wird gewährt, wenn die Tiere während des Aktivitätszeitraumes der Wölfe (also in der Nacht) angebunden bzw. nicht sicher gepfercht waren.Meinung