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Krisenstab im Landkreis Börde berät aktuelle Hochwasserlage / Kein wesentlicher Anstieg der Elbe / 1250 Sandsäcke vorsorglich befüllt / Deichläufer patrouillieren Stabsleiter Reulecke: "Wir befinden uns nicht im Katastrophenfall"

Von Ivar Lüthe 20.01.2011, 05:25

Haldensleben. Die Hochwasserlage der Elbe und der Ohre im Landkreis Börde ist gespannt, aber nicht dramatisch. Bei rund 6,50 Metern lag der Elbepegel gestern – Tendenz für die nächsten Tage sinkend, besagen Prognosen. Doch noch gilt die Hochwasserwarnstufe 4. Deshalb traf sich der seit Dienstag einberufene Krisenstab des Landkreises gestern Mittag erneut, um über die aktuelle Lage zu beraten und auch auf mögliche Krisenszenarien vorbereitet zu sein. Rund um die Uhr ist der Stab im Einsatz, seit Dienstag ist zudem ein Bürgertelefon eingerichtet worden.

"Wir befinden uns nicht im Katastrophenfall", stellte Stabs-Leiter Hans-Joachim Reulecke fest. Um fünf Zentimeter war der Elbe-Pegel in der Nacht zu gestern gestiegen, also kein wesentlicher Anstieg, so die Einschätzung. Trotzdem werden die Kontrollen an den Deichen entlang von Elbe und Ohre verschärft. Deichwachen patrouillieren jetzt alle zwei Stunden, einige Feuerwehrhäuser entlang der Flüsse sind vorsorglich besetzt, um Ansprechpartner für die Bevölkerung zu sein und im Notfall sofort eingreifen zu können.

Die Verbandsgemeinde Elbe-Heide hatte bereits am Dienstag vorsorglich 750 Sandsäcke befüllen lassen und eingelagert. Wolmirstedts Bürgermeister Dr. Hans-Jürgen Zander sicherte gestern dem Krisenstab weitere 500 Sack zu, um eventuelle Deichschäden reparieren zu können.

Gravierende Schäden an den Deichen haben weder die Deichläufer noch die Experten vom Landesbetrieb für Hochwasserschutz bisher feststellen können. Das Wasser drückt zwar gegen die linken Deiche von Elbe und Ohre, sickert aber noch nicht durch.

Sand aus Kiesgruben

Ein Wildschwein hat an einer Stelle des Elbdeiches herumgewühlt, der Schaden ist aber "nicht dramatisch", schätzte Christian Pluder vom Landesbetrieb in der Lagebesprechung ein. Mit den mehr als 1250 Sandsäcken in petto sei man vorerst gerüstet.

Die vom Hochwasser betroffenen Gemeinden haben ohnehin bereits mehrere tausend Säcke beschafft, die Kiesgruben in Farsleben und Rogätz stellen den nötigen Sand bereit.

Zwei Funkstreifenwagen der Polizei sind zudem täglich mehrere Stunden im Einsatz, um Hochwassertouristen von den Deichen fernzuhalten, versicherte das Polizeirevier in Haldensleben. Bislang gab es aber noch keine Probleme.

Vom Hoch- und vom Drängwasser betroffen sind derzeit nach Einschätzung des Krisenstabes der südliche Teil von Wolmirstedt sowie die Ortschaften Heinrichsberg, Glindenberg, Rogätz, Zielitz und Loitsche. In Zielitz etwa ist derzeit ein Landwirtschaftsbetrieb mit rund 200 Rindern betroffen. Die Tiere stehen zwar noch nicht im Wasser, werden aber vorsorglich in ungefährdetere Bereiche umgesetzt. "Wir werden in Loitsche und Zielitz Hochwasserschäden haben. Die werden aber nicht so stark sein wie bei den letzten Hochwassern 2002 und 2006", schätzt Stabs-Leiter Reulecke ein. Dennoch bleibt der Krisenstab bis zum Wochenende rund um die Uhr besetzt. In 12-Stunden-Schichten wird gearbeitet.

Auch über das Wochenende hinaus ist ein Dienstplan ausgearbeitet, um im Notfall sofort wieder einsatzbereit zu sein. Reulecke: "Das Hochwasser wird über das Wochenende nicht weg sein." Doch der für Sonntag prognostizierte Elbe-Pegel von 5,90 Meter lässt ein wenig auf Entspannung hoffen. Krisenszenarien wie Evakuierungen gibt es zwar in den Schubläden, die spielten gestern aber noch keine Rolle.