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Bundesweit Demonstrationen / Thüringer Ministerpräsidentin für Weitergabe ungeschwärzter Akten Magdeburger erinnern an NSU-Mordopfer und fordern schonungslose Aufklärung

05.11.2012, 01:19

In zahlreichen deutschen Städten, darunter Magdeburg, ist gestern mit Aktionen gegen Rassismus und Gewalt an die Opfer der rechtsextremen Terrorgruppe NSU erinnert worden. Diese war vor genau einem Jahr nach einem Banküberfall im thüringischen Eisenach aufgeflogen.

Magdeburg (jw/dapd) l In Magdeburg erinnerten gestern Nachmittag rund 150 Teilnehmer auf dem Willy-Brandt-Platz vor dem Hauptbahnhof an die Opfer der Mordserie. Ihre Namen wurden laut verlesen und es gab eine Schweigeminute. Mitglieder vom Bündnis Magdeburg Nazifrei forderten unter anderem die schonungslose Aufklärung aller Vorgänge bei den Sicherheits- und Geheimdiensten im Zusammenhang mit dem Netzwerk des NSU und eine umfassende Entschädigung aller Angehörigen und Hinterbliebenen der Anschläge des Terror-Trios.

Das Bündnis Magdeburg Nazifrei hatte gemeinsam mit dem Bündnis gegen Rechts und dem Verein Miteinander zur Teilnahme an der Kundgebung aufgerufen.

Zu den Rednern gehörte auch Nguyen Tien Duc vom Landesnetzwerk für Migrantenselbstorganisation Sachsen-Anhalt. Er sagte, das Vertrauen der Migranten in den Verfassungsschutz und die Ermittlungsbehörden sei durch die NSU-Morde sowie die verschleppte Aufklärungsarbeit erheblich beeinträchtigt. "Wem sollen wir Vertrauen schenken?", fragte Duc. Dennoch glaube man an die "Vernunft vieler Deutscher, die die rechte Gewalt verurteilen".

Unter dem Motto "Ein Jahr nach Bekanntwerden der NSU-Morde - Schluss mit der Vertuschung" forderten Demons- tranten in Berlin eine lückenlose Aufklärung der Ermittlungspannen bei den Sicherheitsbehörden. Rund 1000 Menschen beteiligten sich an der Auftaktkundgebung zu dem Protestzug in Kreuzberg, wie die Polizei mitteilte. Die Veranstalter sprachen von 2000 Teilnehmern.

Thüringens Ministerpräsidentin Christine Lieberknecht (CDU) forderte gestern in Erfurt die schonungslose Aufklärung der Mordserie an neun ausländischen Kleinunternehmern und einer Polizistin. Dies schulde man den Opfern und deren Hinterbliebenen, sagte Lieberknecht. Die Aufklärung dieser beispiellosen Mordserie müsse ohne Rücksicht auf Personen oder Institutionen erfolgen. Lieberknecht sprach sich ausdrücklich auch für die Lieferung von ungeschwärzten Akten an den NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages durch das Thüringer Innenministerium aus. Seite 3