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Der Rechtsmediziner Norbert Beck rockt

Von Daniel Jakubowski 01.02.2013, 21:34

Rechtsmedizin und Musik - das passt nicht zusammen? Passt doch, erklärt Dr. Norbert Beck vom Institut für Rechtsmedizin der Universitätsklinik Magdeburg. Er ist Saxofonist in der Rolling Stones Coverband "Broncos" und verbindet präzise Diagnosen im Beruf mit präzisen Melodieabläufen in der Freizeit.

Magdeburg l Zunächst zur Aufklärung eines häufigen Missverständnisses: Ein Rechtsmediziner ist kein Pathologe - und hat manchmal sogar mit lebenden Patienten zu tun. Dann geht es um einen Bereich, der für Dr. Norbert Beck besonders interessant ist: verletzte Seelen. Der Facharzt für Rechtsmedizin und freier akademischer Mitarbeiter an der Uniklinik Magdeburg nähert sich diesen aus zweierlei Richtung, denn neben seinem Beruf ist er leidenschaftlicher Musiker. "Manchmal", erklärt Beck, "sitzen Menschen vor mir, die sich selbst verletzt haben und offenbaren damit ihre verletzte Seele."

In der Musik sei es häufig genauso: Die Stücke handeln von verletzten Seelen. Außerdem: "So weit ist das nicht voneinander weg", erläutert Beck seine Ansicht zur Verbindung von Musik und Rechtsmedizin, "wie eine Diagnose immer vollständig abgesichert sein muss, gilt es in der Musik, präzise Töne, Akkorde und Harmonien zu treffen."

Als Schaltstelle zwischen Medizin und Recht darf er sich dabei keine Fehltritte erlauben. Sein Alltag ist allerdings meist wesentlich mehr von Papierkrieg und Sachverständigentätigkeiten vor Gericht beeinflusst, als es Krimiserien wie der "Tatort" meist nahe legen. Beck: "Als Rechtsmediziner überprüft man, ob die Befunde zur Idee des Tat­hergangs passen. Das kann bei Unstimmigkeiten den Fall ganz schnell in eine andere Richtung lenken."

Becks eigene Idee war zwischendurch tatsächlich, Musiker zu werden. Der Scheideweg zwischen Medizin und Musik tat sich für ihn erst mit der Bewerbung zum Studium Anfang der 80er Jahre auf. Norbert Beck stammt aus einer Medizinerfamilie, die es gern sah, dass er der Tradition folgte. Die Musik trat hingegen viel früher in sein Leben: "In frühester Jugend bekam ich von meiner Oma eine Blockflöte." Es folgte Musikunterricht, der Umstieg auf Klarinette und Saxofon, mit zehn Jahren dann erste Erfahrungen im Pionierorchester. Während Armeezeit und Studium ruhte die Musik, bevor Beck 1986 zur Rockband "Jeep" aus Magdeburg stieß - "dort habe ich zum ersten Mal echte Bühnenluft geschnuppert", erzählt der Mediziner mit einem Lächeln. Vor vier Jahren stieg er dann bei der Rolling-Stones-Coverband "Broncos" ein.

Mit dem Saxofon? "Ja!", betont Beck, "Vielen ist das nicht klar, aber in den meisten Liedern der Stones kommt ein Saxofon vor, in den 70ern von Bobby Keys als festes Mitglied der Begleitband gespielt."

"Die höchstbezahlten Coverbands sind die Symphonieorchester."

Nach dem Liebäugeln mit einer Musikerkarriere ist der Mediziner aber mit seinem Beruf sehr zufrieden: "Ich muss Gutachten schreiben, ich bin kein Goethe und kein Mozart. Künstlerisch fehlt mir häufig ein wenig Kreativität zur Umsetzung eigener Ideen. Ich gebe aber zu bedenken: Die höchstbezahlten Coverbands sind die Symphonieorchester." Entsprechend möchte er die Musik niemals aufgeben, ob aktiv mit den "Broncos", die jedes Jahr auf dem Festival "Rock auf der Koppel" in Dahlenwarsleben auftreten, oder als Hörer zusammen mit seiner Frau Ines. Seine Lieblingsband ist Frank Zappa and The Mothers of Invention.

Die Band tritt am 16. März, 21 Uhr, in Molls Laden in Magdeburg auf. Einen Vorgeschmack auf den Auftritt bietet die Band mit dem folgenden Youtube-Video.