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Gedenken an die Grenzöffnung mit Festgottesdienst und Einweihung einer Gedenktafel Pfarrer Schulz sucht Zeitzeugen des Wendeherbstes

Von Siegmar Riedel 27.10.2009, 05:54

Kusey. Mit mehreren Veranstaltungen möchte Kuseys Pfarrer Bernd Schulz an den Wendeherbst und den Mauerfall vor 20 Jahren erinnern. Dabei möchte er auch breiten Raum für Diskussionen einräumen. Um Dokumente, Informationen und Ideen zu sammeln, sucht er noch Zeitzeugen des Wendeherbstes. " Ich bitte alle, die 1989 im Herbst mit dabei waren, am Freitag, 30. Oktober, um 19. 30 Uhr in das evangelische Landjugendzentrum ( elz ) in Kusey zu kommen ", sagt Bernd Schulz. Dort sollen die Gedenkfeiern vorbereitet werden.

Benötigt wird dringend noch Material aus dieser Zeit wie Transparente, Schilder und anderes. " Wer mit demonstriert hat, sich im Neuen Forum engagierte, irgendwie betroffen war oder sich nicht mehr aus dem Haus traute, kann eine große Hilfe sein ", erläutert Pfarrer Schulz.

Er sieht mit Freuden, wie die Grenzöffnung in vielen Orten gefeiert wird, wundert sich aber manchmal, " wer so alles in der Öffentlichkeit auftritt und sich als Bürgerrechtskämpfer aufspielt ". Das löse bei vielen Menschen Ärger aus. Bernd Schulz wünscht sich in solchen Fällen mehr Zurückhaltung. " Das heißt nicht, diese Leute auszugrenzen. Aber es ist ein Unterschied, wenn politisch Verantwortliche in der DDR als Zeitzeugen oder Befreier auftreten ", macht der Pfarrer deutlich.

Er habe bemerkt, dass ehemalige Mitglieder des Neuen Forums noch nicht als Zeitzeugen angefragt worden sind. " Sie müssten dringend gehört werden. " Außerdem seien 20 Jahre Vergangenheitsbewältigung mit dem Fokus auf die Staatssicherheit gemacht worden. " In diesem Prozess wurde zu wenig betont, dass die Stasi im Auftrag der SED gearbeitet hat ", erklärt Bernd Schulz. Deshalb müsse die Rolle der SED-Kader deutlich gemacht werden, die SED-Verantwortung müsse stärker in die Öffentlichkeit treten.

Diese und andere Gedanken sollen mit in die Gedenkfeiern in Kusey einfließen. Da das Neue Forum sich anfangs in der Neuferchauer Kirche traf, ist dort am Sonntag, 8. November, um 14 Uhr ein Festgottesdienst mit anschließender Einweihung einer Gedenktafel um 15 Uhr vorgesehen. Eine halbe Stunde danach beginnt eine Podiumsdiskussion zum Thema " Erinnerungen und Visionen – Gefahren und Chancen der Demokratieentwicklung ".

Schon bald wurde damals die Neuferchauer Kirche zu klein für die Treffen. Deshalb zog das Neue Forum in die Kuseyer Kirche um, wo aus diesem Grund um 17 Uhr die Gedenktafel eingeweiht wird. Ein Festkonzert in der Kirche sowie eine Erzählzeit am Kamin des elz schließen sich an.

Am Montag, 9. November, beginnt um 21. 30 Uhr eine Andacht mit Lichtinstallation in der Kuseyer Kirche. Um 22 Uhr läuten in allen Kirchen des Kirchspiels zum Gedenken an die Grenzöffnung die Glocken. Am Mittwoch, 11. November, Freitag, 13. November, Montag, 16. November, und Mittwoch, 18. November, werden jeweils ab 19 Uhr im elz Filme angeboten, Ausstellungen, Lesungen und Vorträge.