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Wirtschaftsministerium : Bei Erdrutsch gelangten Schadstoffe in Concordia-See Nachterstedt dankt für bundesweite Hilfe

29.07.2009, 05:00

Bürgermeisterin Heidrun Meyer ( parteilos ) hat sich für die bundesweite Hilfsbereitschaft nach dem Erdrutsch mit drei Toten am Tagebausee in Nachterstedt ( Salzlandkreis ) bedankt. Die Solidarität von außen, aber auch der Zusammenhalt der Nachterstedter selbst seien für sie beeindruckend gewesen.

Nachterstedt ( dpa / ddp ). Wie Meyer, die der Einheitsgemeinde Seeland vorsteht, informierte, sind auf das Spendenkonto für die vom Erdrutsch Betroffenen inzwischen etwa 40 000 Euro geflossen. Zudem spendeten Möbelhäuser, Unternehmen und Handwerker Sachleistungen für die 41 Menschen, die ihre Häuser am Concordia-Tagebausee wegen der Gefahr neuer Erdbewegungen nicht mehr bewohnen können.

" Wildfremde Menschen boten uns Kleidung oder Elektrogeräte an ", schilderte die Bürgermeisterin. Ein ehemaliger Nachterstedter, der in Stolberg ( Nordrhein-Westfalen ) lebe, habe von dort einen ganzen Lastwagen voller Sachspenden geschickt. Gebrauchte Kleidung, aber auch andere gebrauchte Sachen würden nicht mehr unbedingt benötigt. Die Betroffenen seien mit dem Nötigsten ausgestattet.

Von den 41 Umgesiedelten wissen laut Meyer inzwischen alle, wo sie künftig wohnen werden. " Die meisten bleiben in Nachterstedt. Die Wohnungen werden jetzt, so weit nötig, renoviert. Die letzte soll am 21. August bezugsfertig sein. " Bisher sind die Betroffenen in Ferienwohnungen, bei Freunden oder Verwandten untergebracht. Zwei Familien haben bereits eine neue Wohnung bezogen.

Auch aus Thüringen kommt Hilfe für die vom Erdrutsch Betroffenen. Drei Hotels und Herbergen aus dem Landkreis Gotha hätten sich bereiterklärt, den drei Familien mit Kindern unter den betroffenen 41 Bewohnern für mehrere Tage einen Urlaub zu bieten, sagte die Thüringer Landtagsabgeordnete Evelin Groß ( CDU ).

Am frühen Morgen des 18. Juli hatten am Tagebausee gigantische Erdmassen nachgegeben und zwei Häuser 100 Meter in die Tiefe gerissen. Drei Bewohner im Alter von 48, 50 und 51 Jahren, die zum Zeitpunkt des Unglücks wohl schliefen, kamen vermutlich ums Leben.

Das ehemalige Tagebaugelände ist gestern mehrfach von einem mit Scannertechnik ausgestatteten Hubschrauber überflogen worden. Mit den Daten, die vom Hubschrauber aus erfasst wurden, soll ein flächendeckendes digitales Geländemodell angefertigt werden, wie die Lausitzer- und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft ( LMBV ) als zuständiger Bergbausanierer mitteilte. Aus dem Vergleich der auf diese Weise erzeugten Geländemodelle könnten Bewegungen der Erdoberfläche ermittelt werden.

Wie das Wirtschaftsministerium in Magdeburg gestern mitteilte, sind bei dem Erdrutsch giftige Stoffe in den Tagebausee gelangt. Es handele sich um phenolhaltige Ablagerungen, die aus dem Kohlebergbau im 19. Jahrhundert stammten. Die genauen Auswirkungen auf das Gewässer seien unklar, weil dort wegen der Gefahr weiterer Erdrutsche momentan keine Messungen möglich seien. Es sei davon auszugehen, dass eher geringe Schadstoffmengen in den See gelangt seien, so das Ministerium.