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DDR-Urlauber auf See Leinen los für volkseigene Kreuzfahrer

29.07.2014, 01:21

Es war ein Paukenschlag, als am 24. Februar 1960 die "Völkerfreundschaft", das erste Urlauberschiff der DDR-Gewerkschaft FDGB, nach Constanta in Rumänien in See stach. Die eigentliche Premiere lag 14 Jahre zurück: 1946 war das Passagierschiff in Göteborg gebaut worden und bis zum Kauf durch die DDR im Transatlantikdienst eingesetzt.

Die neue Ozean-Freiheit galt nicht für alle: Nur "verdiente Werktätige" und ausgesuchte Kader durften per Traumschiff vorwiegend auf Ostsee-Routen auf Reisen gehen. Die "Völkerfreundschaft" trotzte nicht nur Sturm und Wellen, sondern auch einem politischen Orkan: 1962 während der Kuba-Krise war das Schiff gerade mit Kurs Havanna auf dem Atlantik unterwegs - es erreichte unbeschadet sein Ziel.

Bald folgte mit der "Fritz Heckert" das zweite FDGB-Kreuzfahrtschiff. In Wismar gebaut, startete der Dampfer am 1. Mai 1961 zur Jungfernfahrt. Bis 1972 lief die "Fritz Heckert" laut Statistik 59 Häfen in 24 Ländern der Welt an. Dabei beförderte sie mehr als 63000 Fahrgäste. Für sie gab es 112 Zweibett-, 33Dreibett- und 14 Vierbettkabinen, zwei Schwimmbäder sowie Restaurants und Kulturräume. Von 1972 an wurde sie als Wohnschiff genutzt und 1999 verschrottet.

Die Lücke wurde 1985 gefüllt, und zwar schlagzeilenträchtig. Denn die DDR kaufte ausgerechnet das Schiff, das die Bürger aus dem Westfernsehen gut kannten: die "Astor", das Traumschiff aus der gleichnamigen ZDF-Serie. Gebaut worden war der Luxusliner 1980 in Hamburg. Nun war das Schiff als "Arkona" unterwegs. Nicht nur mit FDGB-Urlaubern: Durch einen Vertrag mit TUI schipperten auch Tausende Bundesbürger mit der ostdeutschen Besatzung auf den Weltmeeren umher. Es fährt noch immer - jetzt unter dem Namen "Astoria". (sh)